Teilprojekt 02: Biodiversität und nachhaltiges Management von Steinbrüchen in Zeiten des globalen Wandels
Projektstatus: abgeschlossen Drittmittelprojekt
In Deutschland fehlen generell zukunftsfähige Konzepte zur Erhaltung der Artenvielfalt, die sowohl die Auswirkungen des Landnutzungs- als auch des Klimawandels hinreichend berücksichtigen. Dies gilt auch für Steinbrüche, die aufgrund des globalen Baubooms und damit zusammenhängend einer stark gestiegenen Nachfrage nach Baumaterial wie Zement oder Steinen eine zunehmend größere Bedeutung erlangen. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden. Am Beispiel von Pflanzen, Amphibien, Tagfaltern und Wildbienen wurde in diesem Projekt untersucht, welche Faktoren der Habitat- und Landschaftsqualität für die Ausbildung artenreicher Biozönosen in Steinbrüchen verantwortlich sind. Ein besonderer Fokus lag hierbei auf der Betrachtung gefährdeter Arten. Aufbauend auf den eigenen Studien und Erkenntnissen aus Abschlussarbeiten zu Vögeln und Libellen wurden wissenschaftlich-fundierte Handlungsempfehlungen zum biodiversitätsfördernden und nachhaltigen Management von Steinbrüchen in Mitteleuropa erarbeitet.
Projektlaufzeit
03.07.2018 - 30.04.2022
Ergebniszusammenfassung
Unsere Studien zeigen, das Steinbrüche insbesondere aktive mit langer Abbautradition oft Refugien für seltene Arten und Hotspots der Artenvielfalt in Mitteleuropa darstellen. Sie sind durch extrem geringe Sukzessionsgeschwindigkeiten gekennzeichnet, da nach der Abbautätigkeit zunächst die Oberbodenauflage fehlt. Entsprechend bleiben frühe Sukzessionsstadien mit einem warmen Mikroklima mitunter über Jahrzehnte ohne weiteres Management erhalten. Eine so lange Persistenz früher Sukzessionsstadien ohne regelmäßige Nutzung ist im heutigen Mitteleuropa ein Alleinstellungsmerkmal. Aktive Steinbrüche weisen darüber hinaus eine zweite Besonderheit auf: sie sind durch eine hohe zeitliche und räumliche Dynamik gekennzeichnet.
Fazit: Aus Naturschutzsicht hat die Erhaltung früher Sukzessionsstadien mit einem warmen Mikroklima in Steinbrüchen eine besondere Relevanz. Von zentraler Bedeutung sind insbesondere vier Habitattypen: offene Felswände mit Nischen sowie jeweils besonnte Abbruchkanten/Erdwälle, blumenreiche Ruderalvegetation und Temporärgewässer mit ausgedehnten amphibischen Zonen. Insgesamt bieten Steinbrüche die einmalige Chance, mit geringem Aufwand eine Vielzahl spezialisierter Arten des nährstoffarmen Offenlandes langfristig zu erhalten.
Viele Herrichtungspläne für Gesteinsabbaustätten stammen noch aus einer Zeit als die herausragende Bedeutung von Steinbrüchen für den Biodiversitätsschutz erst in Ansätzen bekannt war. Entsprechend sehen viele dieser Pläne nach Beendigung des Abbaus eine Verfüllung und anschließende Aufforstung der Steinbrüche vor. Aufgrund der gegenwärtigen Biodiversitätskrise sind derartige Vorgaben nicht mehr zeitgemäß. Entsprechend sollten auch bereits bestehende Herrichtungspläne gemäß den zuvor gemachten Vorgaben angepasst werden.