Plastik in aller Munde, Wie lässt es sich nachweisen, wie vermeiden?
- 12.11.2021
- Der Werkstoff Kunststoff, oft auch als Plastik bezeichnet, begleitet uns täglich. Der Versuch, einen Tag auf Plastikprodukte zu verzichten, stellt uns bereits früh am Morgen beim Zähneputzen vor eine große Herausforderung. Wie ein roter Faden begleitet uns der Werkstoff im weiteren Tagesablauf. Plastik erleichtert uns, wie im Zuge der Corona-Krise eindrucksvoll an Medizinprodukten dargelegt, das alltägliche Leben. Kunststoffe sind bei einem vergleichbar geringen Gewicht formbar, beständig und für viele Anwendungsgebiete anpassbar. Doch insbesondere die Beständigkeit macht den Werkstoff bei einer unsachgemäßen Anwendung und Entsorgung zu einem Problem für die Erde. Gelangen Plastikprodukte in die Umwelt, werden sie von Tieren mit Nahrung verwechselt, mit teils tödlichen Folgen. Unter dem Einfluss von Sonnenlicht, Wind und Wellengang zerfallen die größeren Plastikteile in kleinere Partikel, das sogenannte Mikroplastik. Diese Plastikpartikel sind kleiner als fünf Millimeter und mit dem bloßen menschlichen Auge nicht mehr zu erkennen. Doch auch wenn auf den ersten Blick nicht sichtbar, sind sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig, dass Mikroplastik weltweit in Meeren, Seen und Flüssen, in Böden und in der Atmosphäre vorkommt. Insbesondere aufgrund der geringen Größe von Mikroplastik lässt sich das Vorkommen nur mit modernen wissenschaftlichen Methoden nachweisen. Bevor eine Umweltprobe genauer untersucht werden kann, müssen die Plastikpartikel zeitaufwendig von natürlichen Probenbestandteilen – wie Wasser, Staub und Erde – getrennt werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler greifen hier auf die physikalische Eigenschaft Dichte der Kunststoffe zurück, die das Schwimmen auf Wasser beziehungsweise das Untergehen maßgeblich beeinflusst. Die Probe wird in eine Zinkchloridlösung überführt, und so werden die Kunststoffe von anderen, schwereren Bestandteilen wie Sand getrennt und sind abschöpfbar. Anschließend kommen moderne Identifikationsverfahren wie Spektroskopie und Mikroskopie zum Einsatz, um neben der Anzahl auch Kunststoffart und Form zu bestimmen. Anhand der verschiedenen Faktoren, die bei der labortechnischen Analyse bestimmt werden, lässt sich erahnen, wie komplex die Thematik erscheint. So fällt es trotz eines Jahrzehnts Forschungsarbeit bis heute nicht leicht, gesicherte Aussagen zum Gefährdungspotenzial durch Mikroplastik zu treffen. Jedoch sind mittlerweile zahlreiche Tierarten durch Plastikmüll und Mikroplastik bedroht. Auch Menschen nehmen Mikroplastik über die Luft und über Lebensmittel auf, sodass Mikroplastik bereits unter anderem in Mineralwasser, Honig und Bier nachgewiesen wurde. Die konkreten Auswirkungen für den Menschen sind aber bis heute unbekannt. Studien zufolge nimmt ein Mensch pro Woche die Menge einer Kreditkarte in Form von Mikroplastik auf, scheidet dieses aber auch wieder aus. Die Plastikmüllproblematik zeigt sich als komplexes Thema mit vielen noch ungeklärten Fragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen weltweit intensiv mögliche Folgen des Eintrages von Kunststoffen in die Umwelt, ein Entfernen bereits eingetragener Plastikpartikel erscheint jedoch unmöglich.