Wie treffen wir Entscheidungen?
Frauen denken anders, Männer auch.
- Susanne Haberstroh
- 07.11.2008
- Die Populärliteratur will uns davon Überzeugen, dass sich Männer und Frauen in unterschiedlichsten Bereichen voneinander unterscheiden. So können angeblich Frauen nicht einparken und kaufen ständig Schuhe, während ihre Männer ihnen nicht zuhören - Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus. Aber was ist dran an Unterschieden zwischen Männern und Frauen in Bezug auf ihr Entscheidungsverhalten? Gibt es die berühmte "weibliche Intuition"? Und sind Männer tatsächlich bereit, im Leben größere Risiken einzugehen? Zur Beantwortung dieser Fragen muss man zunächst feststellen, dass sich in den meisten Bereichen menschlicher Entscheidungen Frauen und Männer kaum voneinander unterscheiden. Und auch die Annahme einer weiblichen Intuition findet man vor allem in Ratgebern und Illustrierten, nicht aber in wissenschaftlichen Studien. In solchen Studien werden verschiedene Verfahren eingesetzt, um die individuelle Präferenz für Intuition oder Deliberation (= Nachdenken) zu messen. So lässt man beispielsweise Personen einschätzen,inwiefern Aussagen wie die folgenden auf sie selbst zutreffen: "Bei den meisten Entscheidungen ist es sinnvoll, sich ganz auf sein Gefühl zu verlassen" oder "Ich nehme bei einem Problem erst mal die harten Fakten und Details auseinander, bevor ich mich entscheide". Aus solchen Antworten kann dann der persönliche Entscheidungsstil ermittelt werden. Man hat wiederholt und mit unterschiedlichen Verfahren bei Frauen und Männern die Vorliebe für intuitive und für wohl Überdachte Entscheidungen gemessen. Es zeigte sich, dass Männer und Frauen in gleichem Maße über Entscheidungen nachdenken oder sie intuitiv fällen. Beobachtet man Männer und Frauen hingegen in risikoreichen Situationen, so kann man hier durchaus Geschlechtsunterschiede feststellen. So suchen Männer zum Beispiel beim Autofahren eher das Risiko als Frauen. Entsprechend ist das Risiko der jungen Männer, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen, um ein Vielfaches höher als das der jungen Frauen. Auch im Bereich körperlicher riskanter Aktivitäten finden wir mehr Männer als Frauen, zum Beispiel beim Betreiben von Extremsportarten, aber auch unter Rauchern. Im Bereich der Geldanlagen sind Männer ebenfalls bereit, höhere Risiken einzugehen. Frauen bevorzugen sichere Geldanlagen, auch wenn die Renditen geringer sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir nicht einen "männlichen" und einen "weiblichen" Entscheidungsstil beobachten können. Zwar gibt es Geschlechtsunterschiede, vor allem in Bezug auf Risikoverhalten, aber insgesamt sind doch die Gemeinsamkeiten größer als die Unterschiede. Und die "weibliche Intuition" muss wohl ins Reich der Legenden verbannt werden.