GENiale Technik?
Versprechungen, Risiken, Nebenwirkungen
- Knut Jahreis
- 07.11.2008
- Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ist der Mensch in der Lage, die DNA, also das Erbgut aus allen Lebewesen zu isolieren, im "Reagenzglas" gezielt zu verändern und neu zu kombinieren. Wird diese neu hergestellte, sogenannte rekombinante DNA in einen Wirtsorganismus zurückgebracht, so entstehen auf diese Weise gentechnisch veränderte Organismen (sog. GVO), die sich in ihren Eigenschaften von den ursprünglichen Mikroorganismen, Pflanzen oder Tieren unterscheiden. Da die Sprache der Gene universell ist, besteht die Möglichkeit, die genetische Information sehr unterschiedlicher Lebewesen gezielt zu kombinieren. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist die Herstellung des menschlichen Insulins in Bakterienkulturen, welches heute weltweit zur Behandlung von Diabetikern eingesetzt wird. Als Ziele und Anwendungen der Gentechnik lassen sich daher unter anderem die Entwicklung und Herstellung neuer Medikamente, die Entwicklung und Durchführung neuer medizinischer Diagnoseverfahren, die Gentherapie oder die Verbesserung von Kulturpflanzen formulieren. Diese kleine Auswahl an Anwendungen zeigt bereits, dass die Einsatzmöglichkeiten der Gentechnik vom biologischen Standpunkt her praktisch unbegrenzt sind. Neben den vielfältigen kommerziellen Anwendungsmöglichkeiten der Gentechnik, die naturgemäß besonders im Fokus der Öffentlichkeit stehen, muss ebenfalls betont werden, dass die Gentechnik die Basis für die gesamte molekularbiologische Grundlagenforschung in allen Disziplinen der Biologie und der Medizin darstellt. Mit ihrer Hilfe haben sich der Wissenszuwachs und das Verständnis über die Vorgänge des Lebens in den letzten Jahrzehnten rasant beschleunigt. Die Tatsache, dass es bereits heute über 100 verschiedene Arzneimittel gibt, die gentechnisch erzeugte Wirkstoffe enthalten, unterstreicht die Bedeutung der Gentechnik als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Obwohl es bislang keinen einzigen "GentechnikUnfall" oder irgend eine reale Gefahrensituation gegeben hat, stehen weite Teile der Bevölkerung insbesondere der sogenannten "Grünen Gentechnik", also dem Einsatz gentechnischer Methoden in der Landwirtschaft, ängstlich gegenüber.Auch im Bereich der Stammzellenforschung, die eine erfolgreiche Behandlung einer Vielzahl schwerer Erkrankungen verspricht, gibt es in Deutschland eine sehr intensiv geführte Diskussion über die Chancen und Risiken in diesem speziellen medizinischen Forschungsgebiet. Gerade die beiden letzten Beispiele zeigen, dass die Chancen und Risiken eines Einsatzes der Gentechnik in jedem Einzelfall neu zu bewerten sind und dass jede Gesellschaft durch einen intensiven Dialog selbst über die ethischen Grenzen des Einsatzes der Gentechnik entscheiden muss.