Und sie erwärmt sich doch?
Die Rolle der Wissenschaft in der Klimadebatte
- Michael Matthies
- 07.11.2008
- Die Erde befindet sich einer Nacheiszeit, erwärmt sich also aufgrund langfristiger, natürlicher klimatischer Zyklen. Der Mensch, insbesondere in den wirtschaftlich entwickelten und sich entwickelnden Staaten, verstärkt und beschleunigt die Erwärmung durch die Emission klimarelevanter Spurengase wie Kohlendioxid, die in den globalen Klimahaushalt eingreifen. Die Wissenschaft untersucht in mühevoller Kleinarbeit Ursachen und Folgen des Klimawandels, um verlässliche Voraussagen und Empfehlungen für Maßnahmen zu geben. Warum ist eine Voraussage der Klimaentwicklung so schwierig? Dies hat mehrere Gründe: 1. Das Klima der Erde wird durch eine Vielfalt miteinander vernetzter physikalischer, chemischer und biologischer Vorgänge bestimmt, die miteinander rückgekoppelt sind und sich so gegenseitig beeinflussen. Beispiel: Das Abschmelzen der Gletscher verringert die Rückstrahlung und verstärkt dadurch die Erwärmung. 2. Wetter und Klima werden erst seit kurzer Zeit systematisch beobachtet, atmosphärische Spurengase erst seit ca. 50 Jahren. Daher ist eine Überprüfung von Prognosen nur eingeschränkt möglich. 3. Das Klima ist regional sehr unterschiedlich und Veränderungen haben daher ganz verschiedene Auswirkungen. Beispiel: Am Nordpol wird es wärmer; im Atlantik nehmen die Stürme zu; in Brandenburg regnet es weniger. Und ... 4. Es gibt nur eine Erde. Das Experiment Klimawandel findet nur einmal statt. Fehler können also nicht oder nur schwer korrigiert werden. Alle Maßnahmen wirken sich erst in vielen Jahren aus. Langfristiges Denken ist in unserer Gesellschaft nur gering ausgebildet, da politischer und wirtschaftlicher Erfolg in kürzeren Zeiträuumen erwartet wird. Der Wissenschaft fällt daher die Aufgabe zu, mit rationalen Argumenten Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern Ursachen und Folgen des Klimawandels vor Augen zu führen. Dies ist ihr in den vergangenen Jahren gut gelungen. Ungleich schwieriger ist es, vernünftige Entscheidungen über geeignete Maßnahmen international und national umzusetzen, da einzelne Länder, Regionen und Menschen unterschiedlich stark betroffen sind. Beispiel: Kyoto-Abkommen. Es bleibt zu befürchten,dass partikulare Interessen einzelner Staaten und Wirtschaftsgruppen Bemühungen um die Emissionsreduktion von Klimaschadgasen zunichte machen. Wissenschaftler in allen Ländern können dieser Entwicklung entgegen wirken und auf die globalen Folgen des Nicht- oder Falsch-Handelns hinweisen. Von Klimakatastrophe kann nicht die Rede sein, wenn die richtigen Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung negativer Folgen eingeleitet werden. Einsparen fossiler Energieträger und Klimaschutz gehen Hand in Hand.