Was macht Lebensqualität aus?
- Jürgen Kriz
- 07.11.2008
- Braucht ein Eskimo viele Discos in seiner Nähe? Bringt es dem Frankfurter etwas, wenn man im Hof seiner Wohnanlage einen Brunnen baut? Schon diese Fragen zeigen, dass "Lebensqualität" (LQ) von kulturellen, regionalen und persönlichen Bedürfnissen abhängt. Gesundheit, saubere Luft, Trinkwasser, angemessenes Wohnen, Arbeit mit gutem Lohn, Schutz vor Gewalt und Unrecht, Zugang zu Information, Bildung, Kultur usw. sind wohl für alle Menschen zentrale Aspekte von Lebensqualität. Doch schon bei der faktischen Umsetzung zeigen sich erhebliche Unterschiede in den Wünschen und Bedürfnissen. So wäre der eine bereit, für einen hohen Schutz vor Verbrechen Einschränkungen zu akzeptieren. Dem anderen sind persönliche Freiheit und minimale Kontrollen wichtiger. Hohe Mobilität - und daher ein eigenes Auto sowie breite Straßen ohne Verkehrsstau - ist für viele ein wichtiger Aspekt von Lebensqualität. Gleichzeitig aber möchte jeder frei von Lärm und Abgas wohnen: Der Verkehrsstrom soll somit möglichst bei den jeweils anderen vorbeiführen. Diese Beispiele zeigen, dass für eine hohe Lebensqualität subjektive und objektive Faktoren zusammenpassen müssen: Zum einen geht es um die empfundene Zufriedenheit mit den Lebensumständen eines oder vieler Menschen in für sie relevanten Lebensaspekten. Zum anderen geht es um die objektiven Faktoren und Bedingungen, die dies ermöglichen. Es scheint zwar plausibel, dass ein möglichst hohes Ausmaß dieser objektiven Faktoren eher zu einer höheren Lebensqualität in einer Gesellschaft beiträgt. Doch die Realität ist komplexer: So zeigen z. B. Studien, dass Jugendliche im Rollstuhl sich erstaunlich oft als glücklich und zufrieden bezeichnen, während andere, die physisch gesund und materiell gut gestellt sind, über mangelnde Lebensqualität klagen. Sinnvoll lässt sich über Lebensqualität daher nur hinsichtlich vieler Dimensionen diskutieren. Eine einfache Rangfolge - etwa zur Lebensqualität von Metropolen, die kürzlich durch die Medien ging - ist unangemessen. In jüngerer Zeit entstand unter dem Begriff "gesundheitsbezogene Lebensqualität" weltweit ein eigener großer Bereich in der Lebensqualität-Forschung. Hier geht es nicht allein volle körperliche oder seelische Gesundheit. Angesichts zunehmender chronischer Krankheiten wird vielmehr auch die Frage gestellt, wie ein erträglicher Umgang mit Krankheit bzw. Altersgebrechen und somit Lebensfreude ermöglicht werden kann. Hier sind auch meine Mitarbeiter und ich aktiv - z. B. bei der Entwicklung von Asthma-, Neurodermitis oder Adipositas-Schulungen mit dem Kinderhospital. Eine Doktorarbeit (Dr. Theiling) gewann 2001 den hoch dotierten (20.000 DM) "Quality of Life Preis" des Pharma-Konzerns Lilly.