Automobilboom, verstopfte Straßen.
Helfen intelligente Verkehrsleitsysteme?
- Manfred Ehlers
- 07.11.2008
- Für die nahe Zukunft wird der Individualverkehr durch Geoinformatik-Methoden entscheidende Impulse erhalten. Durch intelligente Navigationssysteme und integrierte Verkehrsleitung wird der Straßenverkehr noch leistungsfähiger werden. So ist es z. B. bereits heute schon möglich, aus der Dichte der angeschalteten Handys in den jeweiligen Telekommunikationszellen auf die Dichte des Straßenverkehrs zu schließen und Empfehlungen für den Verkehrsfluss zu geben. Methoden zur satellitengestützten Erkennung von Staus und Unfällen befinden sich in der Entwicklung (z. B. am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Navigationssysteme werden durch fotorealistische dreidimensionale Bildschirme verbessert, sodass der Fahrer eine Darstellung auf dem Bildschirm sieht, die der Realität sehr nahe kommt (TomTom, Nokia, Google und Microsoft). Dazu kommen Systeme zur automatischen Erkennung von Seitenbegrenzungen auf den Straßen sowie der Stoßstangen des Fahrzeugs vor dem eigenen Auto. Das Ziel ist, Unfälle möglichst automatisiert zu vermeiden und den Verkehrsfluss zu optimieren. Diese Methoden werden zur Sicherheit im Verkehr und zur Spritsenkung beitragen. Sie können allerdings nur ein Mosaikstein bei der Entwicklung eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes sein. Ein aktuelles Forschungsfeld der Geoinformatik stellt die Weiterentwicklung von Navigationssystemen für Fahrradfahrer und Fußgänger dar. Ansprüche dieser Nutzergruppen sind völlig anders als die der "klassischen" Anwender im Autoverkehr. Besonders für Fußgänger sind fotorealistische Modellierung, Hintergrundinformation zu Gebäuden und Stadtteilen, die beispielsweise über UMTS, Barcodes, Foto-Info oder Hot Spots angeboten werden können, von entscheidender Bedeutung für die allgemeine Akzeptenz. In vielen Forschungslabors von Firmen und Universitäten wird an verschiedenen Komponenten solcher Systeme gearbeitet. Big brother is watching you Ob der digitale Erfassungswahn in aller Konsequenz wirklich nur positive Entwicklungen bringt, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Wenn alle Information (wer, was, wann, wo) durch Videoüberwachung, Handy-Ortung, E-Mail-Speicherung, Gebäudeaufnahmen etc. erfassbar wird, so gilt ein alter Grundsatz: "Was technisch machbar ist, wird irgendwann realisiert." Wer schützt uns vor einem Erfassungswahn? Ob der gläserne Mensch in einer digitalen Repräsentation wirklich erstrebenswert ist? Wer schützt vor und ist schuld bei Fehlinformationen (Kreditwürdigkeit, Terroristenprofilierung, Lokalisation): Der Mensch macht Fehler, der Computer vergisst nichts. Jede Auswertemethode ist nur so gut wie die Daten, die zur Auswertung verwendet werden. Dies gilt auch für Geodaten und Methoden der Geoinformatik.