Ist die mathematische Fühförderung von Kindern sinnvoll?
- Inge Schwank
- 07.11.2008
- Die Entwicklung des Menschen in seiner Kindheit und Jugend ist erst spät in das Blickfeld der Wissenschaft geraten. Damit einhergehend setzte auch das Bewusstsein darüber erst relativ spät ein, dass Kinder nicht einfach Erwachsene im Kleinformat sind und sie für ihre physische, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung zum reifen Menschen kindgerechte Beschäftigungsformen benötigen. Die entscheidende Wende kam in der Zeit der Industrialisierung mit der neuartigen und richtungsweisenden Idee von Friedrich Fröbel, den Akt der in speziellen, außerfamiliären Einrichtungen erfolgenden KinderBetreuung als altersgemäße, kindgerechte Bildung und Erziehung zu gestalten. Er erkannte im Spiel die ureigene, vortreffliche Ausdrucksform des Kindes und beeinflusste mit seinem Menschenbild die Kindergartenbewegung bis heute maßgeblich. Das in jenen Zeiten vorhandene vorwissenschaftliche Überzeugungswissen ist seitdem durch zahlreiche, theoriegeleitete empirische Untersuchungen namentlich in der Entwicklungspsychologie, der Elementarpädagogik und neuerdings in manchen Fachdidaktiken auf weitaus gesichertere Füße gestellt und ausgeweitet worden. Zu den am Besten belegten Effekten vorschulischer Förderung zählen bislang ein Vorsprung der geförderten Kinder in der Entwicklung zu Beginn der Grundschulzeit, ihre größere inhaltsbezogene Motivation und ihre positivere Einstellung zum Lernen. Problematisch erschienen von Anfang an die Verschulung und Verintellektualisierung der Kindheit. Unterschätzt wird dabei der natürliche Spiel- und Beschäftigungstrieb der Kinder und ihre sich in Warum-Fragen ausdrückende, natürliche Neugier, sich ein zuverlässiges Bild von der Welt aufzubauen. Erst in jüngster Zeit ist für Kindergartenkinder eine elementare, an Naturerfahrung gebundene naturwissenschaftliche Früh-Bildung akzeptiert. Beschäftigungen mit gedanklichen Abstraktions- und Konstruktionsprozessen werden dagegen zumeist immer noch vernachlässigt, darunter an prominenter Stelle der Erwerb eines tauglichen, ausbaufähigen Zahlbegriffs. Werden solche gedanklichen Prozesse während des Spiels mit kindgerechten mathematischen Spielwelten frühzeitig in die Lebenserfahrung der Kinder integriert, bleibt sehr viel Zeit und Muße, für die Entwicklung erster mathematischer Sicht- und Denkweisen, die sich nachhaltig auf die Einstellung und Fähigkeit zum späteren Mathematiklernen in der Schule auswirken werden.