Lost in Cyberspace: Was verspricht uns das digitale Zeitalter?
- 07.11.2008
- Obwohl naturwissenschaftliche Prozesse nach Regeln ablaufen, die zunehmend besser verstanden werden, ist es nahezu unmöglich, eine Prognose für Zeiträume abzugeben, die weiter als ein paar Wochen in der Zukunft liegen. So schätzte die Firma Daimler-Benz noch Anfang des 20. Jahrhunderts, dass es in Europa nie mehr als 1000 Fahrzeuge geben würde und Bill Gates hielt im Jahr 1981 einen Computer-Hauptspeicher von 640 KByte für ausreichend. Weit gefehlt, denn allein im Jahr 2008 gab es bisher mehr als 10.000.000 Neuzulassungen in Europa und ein typischer PC kommt heute mit 1 GByte, also 1.000 Megabyte daher. Tatsache ist, dass wir in der Vergangenheit eine beispiellose Leistungssteigerung bei elektronischen Bauteilen beobachtet haben. Nach dem Gesetz von Moore, aufgestellt im Jahr 1965, verdoppelt sich auf integrierten Schaltkreisen die Zahl der Transistoren alle 18 Monate. Es wird angenommen, dass dieser Zuwachs noch bis zum Jahr 2020 anhält. Durch Parallelschaltung von Prozessoren lässt sich eine weitere Geschwindigkeitsverbesserung herbeiführen, so dass in diesem Jahr der Supercomputer IBM Roadrunner eine Leistung von 1 Petaflops aufweist, also 1.000.000.000.000.000 Gleitkommaoperationen pro Sekunde. Das reicht schon mal, um das Wetter von Übermorgen zu berechnen, aber mehr auch nicht. Es ist klar, dass diese Werte nicht beliebig in die Zukunft skaliert werden können, denn gewisse physikalische Randbedingungen, beispielsweise die konstante Lichtgeschwindigkeit, sorgen für eine natürliche Begrenzung. Auch die Speicherdauer von optischen Medien, wie der CD-ROM, ist kürzer als zunächst erwartet. Sie beträgt bei optimaler Lagerung nur etwa 30 Jahre. Aber selbst ohne weitere physikalisch / technische Fortschritte ist noch ein gewaltiges Wachstum im Bereich der geschickten Anwendungsprogrammierung zu erwarten. Energiekrise und Umweltprobleme können ohne EDV-Unterstützung nicht gemeistert werden. Auch ist eine weitere Durchdringung von Haushaltsund Alltagsgegenständen mit intelligenten Komponenten zu erwarten. Auto, Fernseher und Kühlschrank werden zunehmend zu adaptiven Systemen, das heißt, sie passen sich auch ohne Nutzereingriff der jeweiligen Umgebungssituation an. Nicht immer kommt das dem Naturell des Homo Sapiens entgegen, der noch vor hundert Jahren im Wald herumrannte und nun acht Stunden täglich auf einen Monitor starren soll. Vor 20 Jahren besaß ein Telefon eine selbsterklärende Wählscheibe, heute läuft ohne 100-seitige Bedienungsanleitung gar nichts. Vielleicht wird die digitale Zukunft den Komplexitätsgrad wieder drücken können. Vielleicht aber auch nicht.