Das große Vergessen: Ist Alzheimer heilbar?
- 07.11.2008
- Allein in Deutschland leiden über eine Millionen Menschen an der Alzheimerkrankheit. Charakteristische Symptome sind Störungen des Denkvermögens und der Merkfähigkeit bis zur völligen Desorientierung des Patienten. Die Krankheit stellt daher nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen und das gesamte Gesundheitssystem eine enorme Belastung dar. Gegenwärtig ist die Krankheit nicht heilbar. Aber gibt es Hoffnung auf einen Schutz oder eine Therapie? Das Gehirn ist das komplexeste Organ des Menschen. Es ist daher nicht Überraschend, dass Erkrankungen des Gehirns nur Äußerst schwer zu behandeln sind. So gibt es gegen die Mehrzahl der psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen bis heute keine ursächliche Therapie. Da das Gehirn so komplex ist, haben zudem alle Medikamente gegen Erkrankungen des Gehirns erhebliche Nebenwirkungen - so verursachen zum Beispiel Medikamente zur Behandlung der Parkinsonschen Erkrankung häufig schizophrenie-Ähnliche Symptome. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt am erfolgsversprechendsten erscheinen mir daher Behandlungsstrategien, die auf der Nutzung körpereigener Mechanismen beruhen. Dazu gehört zum Beispiel die Immunantwort des Menschen, wie sie etwa bei der Impfung gegen Pocken oder Masern genutzt wird. Am Tiermodell der Maus konnte tatsächlich vor kurzem gezeigt werden, dass eine Immunisierung gegen eine Komponente, die bei der Alzheimerschen Krankheit beteiligt ist, wirksam ist und den Veränderungen des Gehirns und des Verhaltens entgegenwirken kann. Leider waren weiterführende Versuche am Menschen bisher noch nicht erfolgreich. Hier kam es zu Komplikationen, wie etwa Entzündungsreaktionen. Dennoch halte ich mittelfristig diesen Ansatz für am erfolgversprechendsten. Die Entwicklung eines neuen innovativen Medikaments dauert etwa acht bis zwölf Jahre und kostet um die 700 Millionen Euro. Ich würde weitere fünf bis zehn Jahre veranschlagen, bis tatsächlich eine wirksame Impftherapie entwickelt wird. Bei einer optimistischen Schätzung würde ich also 15-20 Jahre veranschlagen, bis eine erste wirksame Behandlungsmöglichkeit gegen Alzheimer zur Verfügung steht. Dann könnten bereits bei Kindern Impfungen durchgeführt werden, wie dies mittlerweile zum Beispiel beim Gebärmutterhalskrebs empfohlen und zum Teil bereits durchgeführt wird. Eine Entdeckung, die Übrigens dieses Jahr mit dem Nobelpreis für Physiologie und Medizin für den Heidelberger Mediziner Harald zur Hausen gewürdigt wurde.