Krieg ums Wasser?
Sauberes Wasser als knappe Ressource
- Michael Matthies
- 13.11.2009
- Am Weltwassertag, am 21. März 2009, gingen folgende Schlagzeilen durch die Presse: »125 Millionen Kleinkinder haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser«; »täglich sterben 5000 Kinder an Durchfall (2009, UNICEF)«; »1,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser«. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 2025 etwa 40 Länder in Afrika und dem Mittleren Osten unter Wasserknappheit leiden werden. Wie kann Wasserknappheit verhindert oder zumindest gemildert werden? Das Angebot an verfügbarem Wasser hängt von den Niederschlägen und deren zeitlicher und räumlicher Variabilität ab. Durch Speicherung, Umleitung, Bewässerung etc. hat der Mensch seit Beginn der Landbewirtschaftung vor etwa 7000 Jahren Wasser erfolgreich genutzt, was zu einer dauerhaft gesicherten Nahrungsmittelversorgung und damit zu einer erheblichen Bevölkerungsentwicklung geführt hat. Damit stieg aber auch die Nachfrage, was eine Übernutzung und Versalzung von Böden zur Folge hatte. Heute verbraucht die Bewässerungslandwirtschaft über 70 Prozent des verfügbaren Wassers, mit steigender Tendenz. Verbunden damit ist die Verschmutzung von Flüssen, Seen und Grundwasser mit Agrochemikalien (Dünger, Pestizide), was durch ungereinigte Abwässer aus Siedlungsgebieten und Industrieanlagen verschärft wird. Effiziente Bewässerungsmethoden sowie Abwasserreinigung und -recycling könnten schon viel helfen. Eine weitere Ursache für Wasserknappheit ist die geopolitische Dimension, wenn mehrere Staaten denselben Fluss nutzen. Beispiele sind: Zweistromland Euphrat und Tigris mit der Türkei, Syrien und Irak; Zentralasien mit Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien und Turkmenistan; Naher Osten mit Israel, Jordanien, Syrien und Palästina. Gibt es deshalb zukünftig Krieg um Wasser, das heißt bewaffnete Konflikte, in den Regionen der Welt wo Wasser knapp und damit die Nahrungsmittelversorgung unsicher geworden ist? Nirgendwo auf der Welt ist diese Frage so aktuell wie im Nahen Osten. König Hussein von Jordanien sagte 1990: »Der nächste Krieg wird um Wasser geführt.« Allerdings wurde 1994 eine friedliche Lösung gefunden und im israelisch-jordanischen Friedensvertrag die gemeinsame Nutzung des Jordan, seines Hauptnebenflusses Yarmuk und der Grundwasserreserven vereinbart. Amnesty International hat vor einigen Wochenberichtet, dass einem Palästinenser nur etwa ein Viertel des Wassers zur Verfügung steht, was ein Israeli täglich verbraucht. In der West Bank haben fast 200 000 Palästinenser keinen Zugang zu fließendem Wasser. Wie der israelisch-jordanische Friedensvertrag und internationale Vereinbarungen in Zentralasien zeigen, lässt sich die Nutzung knapper Wasserressourcen auch friedlich regeln. Wasserknappheit muss daher kein Auslöser für Krieg sein, kann jedoch als vorgeschobener Grund für einen bewaffneten Konflikt verwendet werden.