Wie geschehen Lernprozesse im Gehirn?
- 13.11.2009
- Wenn Sie diese Seite betrachten, wird das Muster der Zeichen auf die Netzhaut in ihren Augen abgebildet. Dort werden Lichtquanten in schwache elektrische Impulse umgewandelt und an das Gehirn weitergeleitet. Überraschenderweise, obwohl die physikalischen Eigenschaften der verschiedenen Sinnesreize sehr unterschiedlich sind (Lichtquanten, Vibrationen und Moleküle), werden sie jeweils in die gleiche Art von kleinen elektrischen Impulsen übersetzt. Das Gehirn hat eine einheitliche »Sprache« für die Verarbeitung der Sinnessignale. Auch die annähernd 86.000.000.000 Nervenzellen im Gehirn kommunizieren durch den Austausch elektrischer Impulse. Jede dieser Nervenzellen ist mit tausenden anderer Nervenzellen verbunden. An den Verbindungsstellen, Synapsen genannt, geschieht die Verarbeitung der Sinneseindrücke. Erreichen genügend erregende elektrische Impulse eine Zelle, wird sie aktiv und trägt zur Aktivierung von weiteren Nervenzellen bei. Durch eine komplexe Verschaltung entstehen so Zellen, die auf die Ansicht von bestimmten Gesichtern oder einem Haus reagieren. Die Aktivierung von Nervenzellen hinterlässt Spuren: Die Übertragung an den Synapsen wird mehr oder weniger effektiv. Insbesondere wenn eine Nervenzelle erfolgreich zur Aktivierung einer anderen Zelle beigetragen hat, wird die verbindende Synapse verstärkt und die Übertragung effektiver. Danach fällt es der erstgenannten Nervenzelle leichter die andere zu aktivieren. Wenn Sie jemanden vor einem Haus sehen, so wird ein Netzwerk von Nervenzellen in ihrem Gehirn aktiviert. Die Synapsen zwischen diesen Nervenzellen werden verstärkt, weil jeweils die sendende und empfangende aktiv sind. Dieser Effekt hält lange an, Stunden, Tage, manchmal ein ganzes Leben. Wenn Sie die Person das nächste Mal an einem anderen Ort sehen, werden die Nervenzellen die auf das Gesicht reagieren, zu einem Teil auch die Nervenzellen aktivieren, die beim letzten Mal durch die Ansicht des Hauses im Hintergrund aktiviert wurden. Das gesamte Aktivierungsmuster wird durch die gestärkten Synapsen rekonstruiert: Sie erinnern sich. Weil die verschiedensten Sinneseindrücke in derselben universellen Sprache des Gehirns, der elektrischen Impulse, verarbeitet werden, funktioniert dieses assoziative Gedächtnis auch zwischen verschiedenen Sinnen. Ein Lied kann die Erinnerung an Treffen mit Freunden, ein Geruch die Erinnerung an einen lauen Sommerabend hervorrufen.