Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche - Wie erreicht die
Kastastrophenwarnung den Menschen?
- Carsten Felgentreff
- 13.11.2009
- Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis sind dann tödlich, wenn Menschen ihnen nicht rechtzeitig aus dem Weg gehen. Beim Erdbeben kann der Schritt vor die Haustür lebensrettend sein, bei der Flutwelle und beim Lavastrom ein Spurt auf die nächste Anhöhe. Oft bleiben allenfalls Sekunden für Maßnahmen des Selbstschutzes – wenn überhaupt. Wirksame Vorwarnung muss also innerhalb kürzester Zeit erfolgen. Mancherorts erfassen hierzu Seismometer Beben und senden Daten an einen Zentralcomputer, der aus diversen Parametern Ausmaß von Gefahr und Gefahrenzone vorausberechnet. Sodann sind Maßnahmen in der Gefahrenzone einzuleiten. Mit entsprechendem Aufwand sind solche technischen Lösungen in Japan umgesetzt worden, um bei Erdbeben automatisch die Hochgeschwindigkeitszüge in der Gefahrenzone innerhalb von drei Sekunden zwangsweise abzubremsen. Das schwächste Glied in solchen Warn-Ketten sind aber stets die Menschen – selbst bei flächendeckender Warnung mit Sirenen wäre die Annahme abwegig, sämtliche Menschen aus allen Gebäuden in der Gefahrenzone könnten innerhalb einer solch kurzen Zeitspanne evakuiert werden. Da Tsunamis sich mit vergleichsweise langsamen 800 km/h ausbreiten – die schadenbringenden Sekundärwellen von Erdbeben sind mit etwa 5 km/sec deutlich schneller – eröffnen sich hier unter Umständen längere Reaktionszeiten. Die Zeitspanne zwischen dem Erdbeben vor Sumatra und dem Eintreffen der tödlichen Flutwelle in Sri Lanka im Dezember 2004 betrug zwei Stunden. Gewiss hätten sich viele Menschen in Sicherheit bringen können, wenn sie frühzeitig eine Warnung erhalten hätten. Allerdings müssen die Warnungen auch ernst genommen werden. Es gab landeinwärts zu wenige Fluchtwege. Evakuierungen müssen geübt werden, um im Notfall möglichst reibungslos vonstatten zu gehen. Inzwischen ist viel Geld in die Einrichtung eines Tsunami-Frühwarnsystems für den Indischen Ozean geflossen. Eine zufrieden stellende Lösung, wie die so genannte »Letzte Meile« der Informationsübermittlung überall erfolgreich überbrückt werden kann, ist nicht in Sicht. Um wirklich alle zu erreichen, auch die Armen ohne Radio und Telefon, die Analphabeten, die ländliche Bevölkerung, die vielleicht eine andere als die offizielle Staatssprache spricht, wird sich noch viel ändern müssen. Mühe wird die Etablierung einer Warnkultur bereiten, die Schaffung von Gefahrenbewusstsein und die Vermittlung adäquater Handlungsmöglichkeiten. Die Bekämpfung von Armut und die Eröffnung besserer Bildungschancen wären in weiten Teilen der Welt ein guter Anfang! Möglicherweise bieten moderne Kommunikationstechnologien via Handy und Satellitenradio künftig breitenwirksame Lösungen. Firmen in Tübingen und Flensburg bieten Erdbeben und Tsunamiwarnungen bereits als Abonnements an, Angebote, die sich aber vor allem an Urlauber wenden. Von der Warnung per SMS profitiert, wer Kenntnis von solchen Angeboten hat, das Geld für ein Handy und den Service besitzt, sich nicht in einem Funkloch aufhält und die auf Englisch verfasste SMS versteht. Das kann nur ein Anfang sein.