Freitag, der 13. - Ein Unglückstag? Alles nur Aberglaube?
- Susanne Haberstroh
- 13.11.2009
- Die 13 war die Zahl, die 1955 bei der ersten Lottoziehung in Deutschland auf der allerersten gezogenen Kugel stand und somit irgendjemandem viel Glück brachte. Für die meisten Personen unseres Kulturkreises jedoch steht die 13, und vor allem Freitag, der 13., für großes Unglück. Die 13 und der Freitag sind bereits seit vielen Jahrhunderten in den Köpfen der Menschen mit Pech verknüpft – man denke hier an Judas als 13. Person beim letzten Abendmahl, die 13. Fee bei Dornröschen oder an den Karfreitag. Die Verbindung der beiden zu Freitag, dem 13., ist jedoch recht jung – die erste Erwähnung findet sich in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Seither kann man sich fragen, ob dieser Tag tatsächlich Pech bringt. Ein Überblick über viele verfügbare Statistiken zeigt eindeutig: Nein. Zwar ist der Freitag der unfallträchtigste Tag in der Woche; dies ist jedoch unabhängig von dem Datum, das auf den Freitag fällt. Umfragen zeigen jedoch, dass viele Menschen fürchten, dass ihnen ein Freitag, der 13., Pech bringt – in der Fachsprache nennt man diese Angst Paraskavedekatriaphobie. Aber wenn doch an einem Freitag, dem 13., nicht besonders viele negative Ereignisse auftreten – wieso lernen Menschen dann im Laufe ihres Lebens nicht, dass diese Angst unbegründet ist? Die Psychologie hat für diese Frage verschiedene Erklärungen. An erster Stelle sind hier Prozesse der selektiven Aufmerksamkeit zu nennen. Wenn man erwartet, dass an einem Tag etwas Schlimmes passiert, so erhalten alle negativen Ereignisse besondere Aufmerksamkeit. Jeder abgerissene Knopf, der ansonsten im Alltagsgeschehen unterginge, wird als Manifestation des erwarteten Pechs interpretiert. Dass an diesem Tag die Sonne scheint, man einen alten Freund wieder trifft oder beruflichen Erfolg hat, wird hingegen nicht als Gegenbeweis für die Annahme des allgegenwärtigen Pechs interpretiert, weil eben positive Ereignisse weniger Aufmerksamkeit erhalten, wenn man sie durch die Brille negativer Erwartungen betrachtet. Zum zweiten ist auch die nachträgliche Bewertung dieses Tages geprägt von den negativen Erwartungen. Aus der psychologischen Forschung ist bekannt, dass das Gedächtnis nicht eine originalgetreue Wiedergabe des Erlebten darstellt, sondern Verzerrungen und Fehlern unterliegt. Eine Fehlerquelle ist das so genannte selektive Gedächtnis: Man erinnert Ereignisse, die den eigenen Erwartungen entsprachen, besonders gut. Der abgerissene Knopf zur falschen Zeit bekommt daher nicht nur am Freitag, dem 13., besonders viel Aufmerksamkeit, sondern wird auch am Samstag, dem 14., besonders gut erinnert werden – besser als das berufliche Erfolgserlebnis oder der schöne Sonnenschein. Freitag, der 13., bringt also vor allem Unglück, weil man dieses Unglück erwartet, oder, wie die Autorin Patricia Highsmith feststellte: »Mir brachte dieser Tag nur dann Pech, wenn ich ihn überhaupt bemerkte. Und das war selten.«