Cyber War. Welche Gefahren lauern im Netz?
- 12.11.2010
- Cyber War heißt Krieg der Computer. Wie kann das sein, wo die Maschinen doch von Menschen in bester Absicht programmiert werden? Nun, ein paar Scherzbolde haben es schon immer verstanden, schadhafte Programmstücke, genannt Viren oder Würmer, auf einen PC einzuschleusen. Wenn Sie zum Beispiel eine Mail von Susi Sorglos erhalten mit dem Anhang sonnenuntergang.exe, dann wird Windows, wenn Sie darauf doppelklicken, keinen Sonnenuntergang anzeigen, sondern die Befehle aus der Datei sonnenuntergang.exe ausführen. Je nachdem, wie boshaft der Absender war, kann da schon mal der Bildschirm zu blinken anfangen oder auch die Festplatte gelöscht werden. So plump geht natürlich heute keiner mehr vor, sondern ein Virus gelangt meistens über ein Netzwerk auf Ihren Computer, wo er dann zum Beispiel mit ihrem Online-Banking Programm shoppen geht. Passend dazu gibt es schon mal die Schlagzeile »Schäden durch Computerviren im dreistelligen Millionenbereich«. Das hört sich dramatisch an, aber zwei Seiten weiter lesen wir: 4 Milliarden Euro Schaden durch Ladendiebstahl, verursacht jeweils zur Hälfte von unehrlichen Angestellten und dreisten Kunden. Das heißt, die Chance, dass Ihnen auf der Großen Straße jemand ganz konventionell das Portemonnaie klaut, ist viel höher, als dass Ihnen jemand mit einem Computerwurm das Girokonto abräumt. Natürlich sind solche Computerhacker viel faszinierender als ein popeliger Taschendieb, und daher hatte schon 1993 die amerikanische Rand Corporation ein Buch verfasst »Cyber War is coming«, aber er kam einfach nicht. Oder vielleicht jetzt doch? Seit September geistern diverse Meldungen durch die Medien bezüglich des Computerwurms Stuxnet. Stuxnet gelangt über einen USB-Stick auf einen Windows-PC und verbreitet sich dann über die angeschlossenen Netzwerke. Stuxnet stiehlt keine Kreditkartennummern, sondern schaut nach, ob auf dem Rechner ein bestimmter Hardware Controller von Siemens verbaut ist und schleust dann dort fehlerhafte Kommandos ein. Unter anderem wurden zahlreiche PCs im Iran im Umfeld von Atomanlagen befallen. Nach Ansicht von Experten hat die Entwicklung von Stuxnet Millionen gekostet, da er mehrere bisher unveröffentlichte Schwachstellen ausnutzt. Pubertierende Teenager kommen also nicht in Frage, sondern wohl eher eine Regierung mit unbegrenzten Ressourcen. USA? Israel? Aber da wir so gut wie nichts über Stuxnet wissen, bietet er den idealen Nährboden für Verschwörungstheorien. Und darüber lesen wir immer gerne in unserer Zeitung.