Herbst, Winter: Warum verlieren nicht alle Bäume ihre Blätter?
- 23.11.2012
- Im Herbst werfen unsere Laubbäume bunte, verfärbte Blätter ab. Dies erfordert, jedes Frühjahr neue Blätter zu bilden. Warum ist dieser große Aufwand sinnvoll? Es handelt sich hierbei um eine Anpassung an Trockenheitsphasen im Winter und dient den Pflanzen zu ihrem eigenen Schutz. In den gemäßigten Klimazonen kühlt im Herbst langsam der Boden ab, und die Wasserzufuhr über die Wurzeln wird reduziert. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird die Wasseraufnahme dann ganz eingestellt. Würde dann weiterhin über die Blätter Wasser verdunsten, würden die Bäume austrocknen, dies wird durch das Abwerfen der Blätter verhindert. Nadelbäume, die typischerweise in kälteren Klimazonen vorkommen, sind sehr gut an eine lange Frosttrockenheit angepasst und werfen ihre Blätter meistens nicht ab. Die Nadelblätter wirken über ihren besonderen Aufbau dem Trockenstress entgegen. Die Nadeln haben eine verkleinerte Oberfläche, die von einer dicken, wachsartigen Schicht überzogen ist. Zusätzlich sind die Spaltöffnungen, über die das Wasser verdunstet, tiefer in das Blatt eingesenkt, und gemeinsam bewirken diese Merkmale einen hohen Verdunstungsschutz. Eine Ausnahme bildet die Lärche. Obwohl sie ebenfalls ein Nadelbaum ist, wirft sie ihre Blätter ab, denn der Verdunstungsschutz ihrer Nadeln ist nicht ausreichend. Aber auch bei den Laubbäumen gibt es Ausnahmen. Im Mittelmeerraum werfen aufgrund der Trockenheit im Sommer einige Laubbäume dann ihre Blätter ab. Der mediterrane Lorbeerbaum hat ebenfalls einen guten Verdunstungsschutz durch seinen speziellen Blattaufbau entwickelt und ist damit an die trockenen Mittelmeersommer bestens angepasst. Damit ist er ein beliebter Laubbaum bei uns, denn er kann auch in unserem gemäßigten Klima die trockenen Winter gut »grün« überstehen. Wie ist das schöne Farbspiel der verschiedenen Laubbaumarten im Herbst zu erklären? Vor dem Blattabwurf werden wichtige Nährstoffe wie beispielsweise Proteine, Zucker und Mineralien »recycelt«, d. h. sie werden abgebaut und die Endprodukte in Speichergeweben bis zum nächsten Frühjahr eingelagert. Das wertvolle Blattgrün, das Chlorophyll, mit dem Pflanzen das Sonnenlicht einfangen und das sie zum Wachsen und Leben benötigen, verleiht den Pflanzen ihre grüne Farbe. Dies wird abgebaut, wodurch andere Farbmoleküle wie beispielsweise Carotinoide, die durch das intensive Grün bislang überdeckt waren, sichtbar werden. Auch Farbmoleküle aus der Gruppe der Anthocyane werden dann sichtbar, sie verleihen den Blättern die intensiven Rotfärbungen. Pflanzenfarbstoffe werden teilweise aber auch neu im Herbst synthetisiert, und man vermutet, dass sie Schutzfunktionen gegen eine zu starke Strahlung für die noch nicht ganz abgestorbenen Blätter darstellen.