Antibiotika in der Tiermast - Welche Gefahr droht dem Menschen?
- 23.11.2012
- Die Anwendung von Antibiotika verfolgt in der Veterinärmedizin das Ziel, erkrankte Tiere zu heilen und/oder einer Weiterverbreitung von Infektionen in Tierbeständen vorzubeugen. Sie dürfen bei Lebensmittel liefernden Tieren nur nach Verschreibung durch den Tierarzt gezielt verwendet werden. Das präventive Verabreichen von Antibiotika zur Steigerung des Fleisch- oder Milchertrags ist dagegen seit 2006 in Deutschland verboten. Durch das enge Zusammenleben vieler Tiere in solchen Beständen können sich eingetragene Infektionserreger im Bestand rasch ausbreiten und zu erheblichen Verlusten führen. Von daher ist es oft erforderlich, nicht nur einzelne, sondern alle Tiere im Bestand zu behandeln, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Bei einer Anwendung von Antibiotika in der Tiermast, die den gesetzlichen Bestimmungen entspricht, sind in den Lebensmitteln nach Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeiten keine gesundheitlich bedenklichen Rückstände der Antibiotika vorhanden. Allerdings kann der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung die Ausbreitung von Bakterien mit Resistenzen begünstigen. Dies bedeutet, dass Erreger gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich sind. Bei der Lebensmittelgewinnung können solche resistenten Keime aus der Tierproduktion auf Lebensmittel übertragen werden und könnten unter Umständen Infektionen beim Menschen auslösen. Wenn nun eine Therapie beim Menschen erforderlich wird, das eingesetzte Antibiotikum aber auf Grund der Resistenzlage nicht wirkt, kann die medizinische Behandlung entsprechend länger dauern oder die Infektion schwerer verlaufen. Durch angemessene Hygienemaßnahmen (Küchenhygiene) bzw. durch Hitzebehandlung von Lebensmitteln kann man diese Gefahr minimieren. Da manche Erreger sowohl beim Mensch als auch beim Tier vorkommen und viele Antibiotika sowohl in der Veterinärmedizin als auch in der Humanmedizin eingesetzt werden, geht man davon aus, dass beide Reservoire, Tier und Mensch, Antibiotika resistente Erreger austauschen können. Allerdings liegen nur wenige Daten dazu vor, welchen Anteil resistente Erreger aus der Tierhaltung an der Verbreitung von Resistenzen beim Menschen ausmachen. Denn auch in der Humanmedizin werden durch den Einsatz von Antibiotika resistente Keime selektioniert und deren Verbreitung gefördert. Um eine weitere Zunahme der Resistenzen zu verhindern, sollte der Antibiotika-Einsatz in der Tiermast auf das notwendige therapeutische Maß begrenzt werden. Dies könnte zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass kleinere Bestände von Tieren gehalten werden, die weniger anfällig für Infektionen sind.