Energiegewinnung. Wie gefährlich ist die Fracking-Methode, wie riskant die Geothermie?
- 23.11.2012
- Geothermie ist in der oberen Erdkruste gespeicherte Wärme, die als regenerative Energieform vom Menschen genutzt werden kann. Man unterscheidet dabei oberflächennahe und tiefengeothermische Verfahren. Oberflächennahe Geothermie, normalerweise bis ca. 100 Metern Tiefe, wird üblicherweise von Privathaushalten genutzt (Wärmepumpenheizung) und ist in Bezug auf mögliche Umweltauswirkungen völlig unbedenklich. Bei der Tiefengeothermie, normalerweise mehr als 400 Meter Tiefe, werden üblicherweise Erdwärmesonden eingesetzt, d. h. in einem geschlossenen Rohrleitungssystem werden kalte Flüssigkeiten in die Tiefe geleitet, dort erwärmt und wieder an die Oberfläche gepumpt. Auch hier ist ein Eintrag von Schadstoffen unwahrscheinlich, in tektonisch sehr aktiven Gebieten kann es aber zu geologischen Versätzen im Gestein und damit Rohrbrüchen kommen. Problematischer ist der Einsatz in offenen Systemen, wie zum Beispiel bei der hydrothermalen Geothermie. Hier wird Wasser aus einem warmen Grundwasserkörper (Aquifer) gefördert, Wärme über Austauscher entzogen und das Wasser wieder in den Untergrund eingebracht. Damit kann es vor allem in tektonisch instabilen Gebieten zu Versätzen im Untergrund und damit Einbrüchen an der Oberfläche kommen. Zudem besteht ein gewisses Restrisiko, dass oberflächennahe Grundwasserkörper verunreinigt werden. Das Schadstoffrisiko erhöht sich deutlich beim Einsatz des sogenannten Hydraulic Fracturing (Fracking) Verfahrens, das zur Erdgas- und Erdölgewinnung eingesetzt wird: Beim Fracking wird in einer Tiefbohrung eine Flüssigkeit (so genannte Fracfluide) eingepresst, um vor allem in Tongesteinen Risse zu erzeugen und damit die Gas- bzw. Flüssigkeitsdurchgängigkeit in der Gesteinsschicht zu erhöhen. Dabei ergeben sich zwei potentielle Schadstoffquellen: Zum einen können sich in den eingepressten Fluiden umweltschädliche Zusatzstoffe befinden (zum Beispiel Benzol, Biozide), zum anderen können aber auch in den Gesteinsschichten umweltschädliche Verbindungen (zum Beispiel Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle) gelöst werden, die dann an die Oberfläche gelangen. Aus diesem Grund hat sich der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments im September 2012 für sehr strikte Regelungen beim Einsatz von Fracking-Verfahren ausgesprochen. So sollte Fracking nur eingesetzt werden, wenn eine Gefährdung der Umwelt ausgeschlossen ist. In sensiblen Bereichen, wie Bergbaugebieten oder (Trink-)Wasserschutzgebieten, sollte die Methode komplett verboten werden. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel ist der Einsatz von Fracking weiterhin grundsätzlich verboten, nur Erkundungsbohrungen ohne Fracking werden nach Einzelfallprüfung genehmigt.