Studium 2012. Woran bemisst sich die Qualität eines Studienganges?
- Rainer Künzel
- 23.11.2012
- Die Frage lässt sich leider nicht mit der Aussage beantworten, hohe Qualität wird durch die Programm-Akkreditierung gewährleistet. Das Verfahren der externen Qualitätssicherung durch Akkreditierung wäre überfordert, wenn es die Erfüllung wesentlicher inhaltlicher Qualitätskriterien sicherstellen müsste. Die Verantwortung für hohe Ausbildungsqualität kann nur von den Hochschulen selbst übernommen werden. Das setzt entsprechende Einsichten und Verhaltensweisen – vor allem intensive Kooperation – der Lehrenden und ein wirksames internes Qualitätsmanagement voraus. Trotzdem gibt es natürlich allgemein gültige Kriterien für die Qualität eines Studiengangs: Bei 30 bis 50 Prozent eines Altersjahrgangs an den Hochschulen kann es nicht mehr nur um akademische Bildung gehen. Vielmehr wird eine Ausbildung für die Erwerbstätigkeit erwartet. Das Studiengangskonzept und die Lehre müssen deshalb die Bildungsvoraussetzungen der Studienanfänger berücksichtigen und sich an explizit formulierten Ausbildungszielen orientieren, die »employability« gewährleisten. Dabei kommt es nicht allein auf Wissensvermittlung, sondern auf die Entwicklung von Kompetenzen (Wissen, Verstehen und Können) an. Für die verschiedenen Qualifikationsstufen Bachelor, Master und Promotion sind die Qualifikationsprofile der Absolventen, die angestrebten Lernergebnisse und die mit dem Abschluss verbundenen Kompetenzen im »Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse« beschrieben. Ein übergreifendes Qualifikationsziel ist die Befähigung zu lebenslangem Lernen. Eine zentrale Forderung an die Lehre in allen Studiengängen ist mit dem Schlagwort »student centered learning« verbunden. Darunter wird verstanden, dass es die wichtigste Aufgabe der Lehrenden ist, die Studierenden zu eigenen Lernanstrengungen zu motivieren, statt sie »mit Stoff abzufüllen«. Die Prüfungen, die heute studienbegleitend abgenommen werden, dürfen nicht nur Wissen abfragen. Sie müssen Aufgaben stellen, die die Analyse, Darstellung und Bewertung mehr oder weniger komplexer Sachverhalte verlangen. Prüfungsgebiete sollten sich dementsprechend auf Lehr- und Studienbereiche erstrecken, die sich aus mehreren Lehrveranstaltungen zusammensetzen. Sie heißen »Module« und sind jeweils auf ein Qualifikationsziel ausgerichtet, das als Teilziel des Studiengangsziels gelten kann. Schließlich ist von einem guten Studiengang zu erwarten, dass er neuere Erkenntnisse aus der Forschung vermittelt und auf Master- und Promotionsniveau auch in die modernen Forschungsmethoden des Fachs einführt.