Mammut und Wollnashorn: Lassen sich asugestorbene Arten bald klonen?
- Knut Jahreis
- 23.11.2012
- Lebende Tiere zu klonieren ist ein aufwendiges Verfahren. Das bekannteste Beispiel für ein solches Ereignis ist das berühmte »Klonschaf« Dolly, das 1996 in Schottland erzeugt wurde. In der Zwischenzeit ist die Klonierung für einige Tierarten allerdings fast zur Routine geworden. So wurden bereits Mäuse, Katzen, Hunde und sogar Pferde geklont. Anders ist die Situation, wenn es darum geht, ausgestorbene Arten mit Hilfe gentechnischer Verfahren wieder ins Leben zurückzuholen. Grundvoraussetzung hierfür ist zunächst die Kenntnis des gesamten Genoms, also der Abfolge der Basen auf den verschiedenen Chromosomen. Sofern es noch irgendwo intaktes genetisches Material einer Art gibt, sind Genetiker heute in der Lage, in relativ kurzer Zeit durch verschiedene experimentelle Ansätze und mittels bioinformatischer Methoden das Erbgut im Computer zu rekonstruieren. Ein aktuelles und spektakuläres Ergebnis war die Rekonstruktion der Genomsequenz des Neandertalers, der bereits vor etwa 30.000 Jahren ausgestorben ist. Wie schnell sich die notwendigen gentechnischen Verfahren entwickeln, sieht man an der Tatsache, dass für die erste Komplettsequenzierung des Genoms des modernen Menschen etwa 15 Jahre benötigt wurden und die Kosten hierfür mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar betrugen. Das gleiche Ergebnis wird heute innerhalb von zwei Tagen erzielt und kostet nur noch wenige tausend Dollar. Für Mammuts oder andere erst vor wenigen tausend Jahren ausgestorbene Organismen finden sich viele gut erhaltene Exemplare, die genügend DNA-Ausgangsmaterial zur Analyse enthalten. So wurden große Teile des Mammut-Genoms bereits 2008 veröffentlicht. Die Auswertung dieser Daten ergab eine große Übereinstimmung zwischen dem Mammut und dem heutigen asiatischen Elefanten. In einem nächsten Schritt müssten nun durch den Vergleich des Genoms weiterer ausgestorbener und lebender Tiere die artspezifischen Erbgutunterschiede ermittelt werden. Die größte Hürde gibt es momentan noch beim Verfahren für den Nach- oder Umbau der Chromosomen. Zwar gelingt es bereits, künstliche bakterielle Chromosomen zu erzeugen. Diese sind jedoch um Größenordnungen kleiner als die Chromosomen höher entwickelter Organismen. Angesichts der unglaublichen Fortschritte in der Gentechnik ist dieser Schritt sicher nicht unmöglich. Auch die Herstellung eines künstlichen Zellkerns, dessen Transfer in eine entkernte Elefanten-Eizelle und das Einpflanzen des Embryos in die Gebärmutter einer Elefantenkuh stellen keine unüberwindbaren Hindernisse dar. Vielleicht helfen diese Techniken in der Zukunft, die genetische Vielfalt auf unserem Planeten zu sichern. Eine Entbindung von der Pflicht des Menschen zum Erhalt der aktuellen Biodiversität wären sie nicht.