Bitcoin. Bekommen Euro und Dollar Konkurrenz aus dem Netz?
- 23.11.2012
- Ein Kaufmann akzeptiert einen 10-Euro-Schein, weil er weiß, dass er ihn an den nächsten Kunden oder auch an seine Bank weiterreichen kann. Der Grund: Ein Geldschein lässt sich schwer herstellen und ist nicht einfach zu kopieren. Wie lässt sich dieselbe Sicherheit mit digitalem Geld herstellen? Die mathematischen Grundlagen bilden sogenannte Einwegfunktionen. Das sind Berechnungen, die sich vorwärts sehr schnell ausführen lassen, aber rückwärts nur mit großem Aufwand. Beispiel: Das Osnabrücker Telefonbuch bildet für Menschen eine Einwegfunktion. Wenn ein Name gegeben ist, lässt sich sehr schnell herausfinden, wie die zugehörige Telefonnummer lautet. Wenn aber eine Telefonnummer vorliegt, dauert es sehr lange, den zugehörigen Namen zu finden, denn das ganze Telefonbuch muss durchsucht werden. Auch für Computer gibt es Einwegfunktionen. Zwei 500-stellige Zahlen lassen sich sehr schnell miteinander multiplizieren. Das Ergebnis ist eine 1000-stellige Zahl. Um in dieser Zahl die darin versteckten Faktoren zu finden, würde ein anderer Computer viele Jahre brauchen. Basierend auf dieser Idee kann eine Bank per Software ein elektronisches Dokument erstellen mit dem Inhalt »Ich bin ein Euro«. Diese digitale Münze kann per Software auf ihre Echtheit überprüft werden. Zusätzlich muss die Bank noch überwachen, dass die von ihr ausgegebenen Münzen nicht mehrfach ausgeben werden. Kritische Zeitgenossen sehen in diesem System einen Schönheitsfehler: die Bank. Denn spätestens seit der Finanzkrise wissen wir, dass Banken sonderbare Finanzprodukte erfinden, Geld verleihen an Staaten, die es nicht zurückzahlen, die Geldmenge aufblähen, etc. Also seien wir einfach mal radikal: Wir sind das Volk! Wir drucken unser Geld selbst! Ein gewisser Satoshi Nakamoto hat 2009 ein solches System vorgeschlagen und nannte es Bitcoin. Bitcoin arbeitet völlig dezentral, kommt also ohne Banken aus. Jeder, der einen PC mit einer schnellen Grafikkarte hat, kann Bitcoins erzeugen, indem er mit der Bitcoin-Software ein mathematisches Rätsel in Form einer Einwegfunktion löst. Der erste, dem das gelingt, verbreitet diese Erfolgsmeldung im Netzwerk aller Bitcoin-Arbeiter und als Belohnung erhält er 50 Bitcoins. Eine Überweisung ist das Verschicken einer digitalen Münze von einem Rechner zu einem anderen Rechner und die gesamte Buchhaltung über sämtliche bisher getätigte Überweisungen wird auf jedem Bitcoin-Rechner nachgehalten. Dadurch kann keiner tricksen und Dinge behaupten, die alle anderen widerlegen können. Bitcoins kann man auch an speziellen Internetbörsen kaufen. Anfang 2011 wurden für einen Bitcoin 50 Cent verlangt; heute steht der Kurs bei 10 Euro. Wer also Sorge hat, dass schon in wenigen Jahren der Euro oder der Dollar dramatisch an Wert verloren haben, der sollte jetzt in Bitcoin einsteigen.