Bevölkerungsexplosion. Wie viele Menschen kann die Erde ernähren?
- 15.11.2013
- Weltweit werden jede Minute 165 Menschen geboren. Im Jahr 2100 wird die Weltbevölkerung laut UN-Berichten voraussichtlich auf über zehn Milliarden Menschen ansteigen. Diese Menschen könnten alle ernährt werden, wenn weltweit nachhaltige Landnutzung selbstverständlich wäre und Maßnahmen zum Bodenschutz ergriffen würden. Die Realität sieht anders aus. Ackerböden sind besonders in Europa zunehmend überdüngt, verdichtet oder mit Schadstoffen wie Tierarzneimitteln belastet. In weiten Teilen der Erde wird der Boden erodiert bis hin zur Ausbreitung von Wüsten. Insbesondere der oftmals fruchtbare, weil humusreiche Oberboden wird sprichwörtlich vom Winde verweht. In Trockengebieten kommt häufig Versalzung hinzu. Eine zukünftige Ausweitung dieser generell als Bodendegradation bezeichneten Entwicklung ist sehr wahrscheinlich. In vielen Ländern Afrikas und Asiens verschärft sich die Situation durch das »Land Grabbing« international agierender Investoren. Die traditionelle Landnutzung wird verdrängt. Die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab. Landnutzung in anderen Erdteilen ist mit der Landnutzung in Europa stark verknüpft, wenn zum Beispiel großflächig und intensiv in Brasilien Soja angebaut wird, um dann als Futtermittel vor allem in Deutschland der Fleischproduktion zu dienen. Auch in Europa nimmt der Einfluss der Investoren und damit die Spekulation mit Ackerland immer mehr zu. Bodenqualität und damit Ernährungssicherheit spielen dabei keine Rolle. Auf den Äckern werden nicht nur Nahrungsmittel, sondern in hohem Maße auch Futtermittel und zunehmend Energiepflanzen angebaut. Die Flächenkonkurrenz steigt täglich, angeheizt vor allem durch die Bebauung und die damit einhergehende Versiegelung. Boden als schützenswertes Gemeingut wie Luft und Wasser ist nur noch ein Traum. In Europa wird Wasser als lebenswichtiges Gut umfassend geschützt, nicht zuletzt durch eine Wasserrahmenrichtlinie mit verbindlichen Vorgaben. Eine Bodenrahmenrichtlinie könnte für das Umweltmedium Boden ebenso positive Wirkungen haben. Seit vielen Jahren widersetzt sich insbesondere Deutschland einer solchen Regelung. Nun ist sie höchstwahrscheinlich endgültig der aktuellen Entbürokratisierungskampagne der EU zum Opfer gefallen. Nachhaltige Landnutzung weltweit unter bestmöglicher Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit könnte auch zukünftig alle Menschen ernähren. Eine zurzeit viel diskutierte Intensivierung der Landwirtschaft ist aber nur sinnvoll, wenn sie die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserqualität nicht beeinträchtigt und nur in den Ländern vorangetrieben wird, die bisher geringe landwirtschaftliche Erträge erzielen. Eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft in Deutschland auf ohnehin sehr intensiv bewirtschafteten Flächen unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit mit allen negativen Folgen wäre fatal. Allzu oft wird der Begriff Nachhaltigkeit instrumentalisiert, um rein gewinnorientierte Maßnahmen zu begründen.