Grüner Konsum. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Mode?
- 15.11.2013
- Die Frage beinhaltet den Konflikt, mit dem es die Modebranche zu tun hat: Während Konsum und Mode nicht auf Dauer angelegt sind, sondern sich durch Schnelllebigkeit auszeichnen, verhält es sich mit der Nachhaltigkeit genau anders: Sie bedeutet auch Dauerhaftigkeit. Um zu klären, ob Mode nachhaltig sein kann, sind zunächst die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu überprüfen: 1. Ökologische Nachhaltigkeit fragt, welche Veränderungen ein ökologisches System verkraftet, ohne dass seine Existenz gefährdet wird. 2. Ökonomische Nachhaltigkeit hinterfragt die Art des Wirtschaftens, die einen Einfluss auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen hat, die nur begrenzt vorhanden sind. 3. Soziale Nachhaltigkeit verfolgt das Ziel, die Existenz einzelner Individuen und der Gesellschaft als Ganzes zu sichern. Ökologische Nachhaltigkeit Das Beispiel des konventionellen Baumwollanbaus am Aralsee zeigt eindrücklich, dass keine Rücksicht darauf genommen wird, ob das ökologische System die durch den exzessiven Anbau von Baumwolle hervorgerufenen Veränderungen verkraftet. Der Aralsee ist auf ein Drittel seiner einstigen Größe geschrumpft, der Boden versalzt zunehmend, die Fische sterben, die Menschen, die einst vom Fischfang lebten, verloren ihre Existenzgrundlage. Ökonomische Nachhaltigkeit Folge der versalzenen Böden ist, dass weder Baumwolle noch andere Nutzpflanzen angebaut werden können. Um weiterhin wirtschaftlich produzieren zu können, müssen weitere Anbauflächen hinzu gewonnen werden – die wiederum andere Nutzpflanzen verdrängen. Soziale Nachhaltigkeit Der Fabrikbrand in Bangladesch im April dieses Jahres, bei dem über 1.000 Menschen starben, ist nur ein Beleg der Ignoranz gegenüber den Lebens- und Arbeitssituationen der in der Textilproduktion arbeitenden Menschen. Besonders für die außerhalb Europas lebenden Arbeiter und Arbeiterinnen gilt bis heute kaum einer der in Europa gesetzlich geregelten sozialen Standards. Da die Dimension der Nachhaltigkeit in der Mode keine Rolle spielt, kann die gestellte Frage mit einem klaren »Keine« beantwortet werden. Nichtsdestoweniger sind vereinzelt Hoffnungsschimmer am Horizont erkennbar: etwa • dass Modeketten verstärkt Produkte in ihr Sortiment aufnehmen, die aus zertifizierter Baumwolle hergestellt wurden; • dass junge Zero-Waste-Designer darauf achten, den anfallenden Stoffverbrauch zu reduzieren; • dass Konsumenten sich von der Fast Fashion zur Slow Fashion orientieren; • dass Produktions- und Sozialstandards in der Modebranche überwacht und entsprechend zertifiziert werden und • dass auf großen Modeschauen ein »Green Showroom« zum Standard zählt, in dem vor allem junge Designer und Designerinnen ihre nach nachhaltigen Grundsätzen kreierte Kleidung präsentieren. Alle diese Bestrebungen sind jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es bedarf weitaus größerer, gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten, also der Produzenten und der Konsumenten, um eine Nachhaltigkeit in der Mode zu erreichen.