Internet der Zukunft. Wohin geht die Reise?
- 14.11.2014
- Von dem dänischen Atomphysiker Niels Bohr ist folgende Erkenntnis überliefert: »Vorhersagen sind immer schwierig. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen«. In der Tat können wir nicht einmal das Wetter der nächsten Woche zuverlässig vorhersagen, geschweige denn sagen, wie der Nachfolger von Facebook aussehen wird. Aber wir können zunächst in der Rückschau festhalten, wie stürmisch sich die Informatik allgemein entwickelt hat. Vor 40 Jahren wurde das Programmieren mit Lochkarten durchgeführt und der zugehörige Großrechner benötigte einen Raum so groß wie die Schlossaula. Er hatte einen Hauptspeicher von 256 KB, das ist der 500.000 Teil vom Speicher eines aktuellen iPhones. Als das Internet geschaffen wurde, waren zunächst nur einige Dutzend Computer miteinander verbunden. Jeder bekam eine Adresse, und dafür war eine 32-stellige Binärzahl vorgesehen. Das schien mehr als ausreichend, denn damit ließen sich vier Milliarden Teilnehmer adressieren. Nach einem stürmischen Wachstum wurden die Adressen langsam knapp, und daher wurde kürzlich das Adressformat auf 128 Bit erweitert, so dass wir nun auf unserem Planeten 600 Billiarden Adressen zur Verfügung haben und zwar pro Quadratmillimeter! Das ist mehr als genug, um auch jeden Kühlschrank und Toaster ins Netzwerk einzubinden. Und genau dahin geht die Reise: Wir reden vom Internet der Dinge. Das heißt: Neben den konventionellen Desktop-Computern sind zum einen alle Smartphones eingebunden, aber auch viele elektronische Geräte, sogenannte Embedded Systems. Wenn Sie heute einen VW Golf bestellen, dann entfällt inzwischen ein Drittel des Kaufpreises auf die Elektronik. Zurzeit arbeitet die noch abgeschottet im Fahrzeug und steuert beispielsweise das Antiblockiersystem. Aber demnächst redet ein Prozessor im Auto mit dem Verkehrsleitsystem der Stadt Osnabrück, und wenn Sie bei Rot mit abgeschaltetem Motor vor einer Ampel stehen, dann springt der Anlasser genau 15 Sekunden, bevor die Ampel auf Grün wechselt, wieder an. Ein anderer Prozessor unterhält sich derweil mit den anderen in der Nähe fahrenden Autos, die ich selbst noch nicht sehe, und handelt das korrekte Verhalten an der nächsten Kreuzung aus. Oder mehrere Autos vernetzen sich auf der Autobahn und fahren verbrauchsarm im Konvoi. Jetzt stört eigentlich nur noch der Fahrer. Und so hat Google inzwischen das völlig autonom fahrende Auto entwickelt und in vier amerikanischen Staaten, darunter Kalifornien, wurde auch die Straßenverkehrsordnung entsprechend angepasst. Wir Europäer sind da etwas zögerlicher. Wir gründen kein StartUp, sondern eine Kommission. Dort wird über Datenschutz, Privatsphäre und Sozialstandards beraten. Und zwar aus gutem Grund: Deshalb sind unsere Taxen noch vor der Internetmitfahrzentrale Uber geschützt, und unsere Hotels sind noch nicht durch die Internetzimmervermittlung AirBnB in ihrer Existenz bedroht. Aber unsere Enkel werden über diese gute alte Zeit später nur müde lächeln.