Unerhört. Können Tiere sich unterhalten?
- 13.11.2015
- Die einfache Antwort lautet ja. Etwas ausführlicher: Tiere unterhalten sich auf verschiedene Arten miteinander und tauschen Informationen über die verschiedensten Dinge aus. Neben der akustischen Kommunikation, die für Menschen aber zum Beispiel auch für viele Singvögel die dominierende Kommunikationsform ist, haben sich im Laufe der Evolution noch eine Reihe von anderen Modalitäten des Informationsaustausches entwickelt. Bienen informieren ihre Nestgenossinnen über attraktive Nahrungsquelle durch eine Tanzsprache, bei der die Position durch die Ausrichtung, Dauer und Intensität der Tanzbewegungen übermittelt wird. Ein weiteres Beispiel für eine effektive non-verbale Kommunikation ist der äußerst unangenehme Geruch von Stinktieren, die ihren Fressfeinden durch den Geruch unmissverständlich klar machen: „Lass mich in Ruhe!“ Neben dem Warnen und dem Informationsaustausch über geeignete Nahrung betrifft ein großer Teil der tierlichen Kommunikation die Fortpflanzung, einschließlich der Abgrenzung von Territorien und dem Balzverhalten, um potenzielle Paarungspartner zu beeindrucken. Zu solchen aufwendigen, ritualisierten Kommunikationssystemen im Zusammenhang mit der Partnerwahl können Sie derzeit eine schöne Ausstellung im hiesigen Museum am Schölerberg zu dem Thema „Paradiesvögel“ sehen. Bei vielen Kommunikationssignalen im Tierreich fällt es dem menschlichen Beobachter jedoch nicht leicht, verschiedene Nuancen auseinanderzuhalten. Zum Beispiel sind die Lautäußerungen von Kühen wesentlich vielfältiger als man glauben würde. Die Tiere sind in der Lage, ihre Artgenossen akustisch voneinander zu unterscheiden und verschiedene Emotionen auszudrücken. Hier können wir noch eine Menge lernen, wenn wir verstehen richtig zuzuhören. Bei Pferden wissen wir zum Beispiel, dass Vieles über die Körperhaltung und insbesondere über die Stellung der Ohren vermittelt wird. Viele Pferdeliebhaber „verstehen“ diese Sprache und können die Stimmung der Tiere auch sehr intuitiv abschätzen. Auch Hundebesitzer sind natürlich in der Lage, mit ihren Schützlingen zu sprechen. Und Hunde können zum Beispiel lernen Wort-Objekt Beziehungen herzustellen („Hol den Ball“). Besonders imposante Beispiele für die Kommunikation von Tieren mit Menschen finden sich auch bei Papageien und Menschenaffen. So können Graupapageien nicht nur Lautäußerungen nachahmen, sie sind auch (nach jahrelangem Training) fähig, Formen oder Farben von unbekannten Objekten zu benennen. Einzelne Schimpansen und Bonobos konnten trainiert werden sich mittels Gebärden sprache oder Symboltafeln zu artikulieren. Diese Beispiele zeigen, dass es prinzipiell eine Reihe von Gemeinsamkeiten und zugrunde liegenden Prinzipien zwischen menschlicher und tierlicher Kommunikation gibt. Der hohe Aufwand des Erlernens und der nach wie vor eingeschränkte Informationsgehalt der ausgetauschten Signale zeigen aber auch, dass der Mensch gerade aufgrund seiner ausgeprägten Kommunikationsfähigkeiten eine Sonderstellung einnimmt.