Energiewende 2020. Wichtige Ziele bereits verfehlt?
- 13.11.2015
- Wir schaffen das! Dies ist ein vieldiskutierter Satz in der heutigen Medienlandschaft. Vor mehr als zehn Jahren wurde eine ähnliche Diskussion in einem anderen Zusammenhang geführt – dem Aufbruch in die Energiewende. Wo stehen wir heute? Und wie steht es mit einer Energiewende im internationalen Kontext? Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt für den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz und Verminderung der Treibhausgasemissionen. In der Tat geht der Ausbau der erneuerbaren Energien mit großen Schritten voran. Beim Stromverbrauch wird das für 2020 gesteckte Ziel von mindestens 35 Prozent erneuerbare Energien wohl erreicht werden – jedoch nicht bei Wärmeerzeugung und Verkehr sowie bei der Verminderung der Treibhausgasemissionen. Seit 2009 sind die Treibhausgasemissionen wieder gestiegen. Braunkohle hat weiterhin einen gleichbleibend hohen Anteil an der Stromerzeugung. Der Stromverbrauch der Privathaushalte und die Treibhausgasemissionen im Verkehr zeigen auch keine fallende Tendenz. Ist das Ziel einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 bis 2020 noch zu erreichen? Aktuell sind wir bei circa 25 Prozent Reduktion. Die Antwort ist Nein, wenn man den Trend der letzten Jahre zugrunde legt. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, müssen die Kohlekraftwerke vom Netz. Speichermöglichkeiten und Stromnetze müssen ausgebaut werden, um das Potenzial der erneuerbaren Energien auszuschöpfen. Die Entscheidungsprozesse sind jedoch komplex und es kommen eine Vielfalt von Interessen ins Spiel. Wie sieht es im internationalen Vergleich mit einer Energiewende aus? Wird die bei der Klimakonferenz in Paris erzielte Einigung den Durchbruch bringen? Bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises am 8. November in Essen waren dies zentrale Fragen. Optimistische Stimmen verweisen auf die zunehmen die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit erneuerbarer Energien. Die USA und China sind auf dem Weg, ihre Rolle von Bremsern zu Motoren der internationalen Klimapolitik zu verändern. Mit der Enzyklika des Papstes kommt Unterstützung aus dem Vatikan. Skeptische Stimmen verweisen jedoch auf die Trends der letzten Jahre und Prognosen für die Treibhausgasemissionen. Hier ist keine Trendwende zu erkennen. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre hat 2014 einen neuen Rekordwert erreicht. Ohne radikale Änderungen wird eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 2 Grad nicht zu erreichen sein. Ist die Energiewende noch zu schaffen? Nur mit konsequentem Handeln. Und nur mit einer Veränderung unseres Lebensstils. Durch Erhöhung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien alleine können die Klimaziele nicht erreicht werden. Effizienz und Suffizienz – weniger ist mehr. Die Politik tut sich schwer mit dieser Botschaft. Hier ist jede und jeder Einzelne aufgerufen, einen aktiven Beitrag zur Energiewende zu leisten.