Hybride Kriegsführung. Konfliktform der Zukunft?
- 13.11.2015
- Hybride Kriegsführung kombiniert konventionelle Formen des Kampfes durch Einsatz regulärer militärischer Kampfkräfte mit irregulären Formen der Kriegsführung. Bleibt man bei einer derartig allgemeinen Bestimmung des Begriffs, dann genügt schon der gleichzeitige Einsatz von regulären Armee-Einheiten und Guerillakämpfern innerhalb desselben Konflikts, um von „hybrider Kriegsführung“ zu sprechen. Autoren, die so verfahren, kommen zu dem Ergebnis, dass hybride Kriege keineswegs neu sind, und finden Beispiele dafür bereits in der Antike. Als Novum erscheinen hybride Kriege hingegen dann, wenn die Erweiterung des Repertoires irregulärer Kampfformen durch neuere technische Möglichkeiten hervorgehoben wird. So zum Beispiel durch Cyberattacken auf technische Infrastruktureinrichtungen und Produktionsanlagen, durch massenmediale Kampagnen und die verdeckte Lancierung propagandistischer Äußerungen in sozialen Netzwerken. Die Liste der Kampfformen ist offen und wandelt sich mit der Veränderung technischer Möglichkeiten. Gemeinsamer Nenner der verschiedenen Erscheinungsformen hybrider Kriegsführung ist dabei die Entgrenzung des Kampfes: Alle sachlichen Möglichkeiten dem Gegner zu schaden, kommen grundsätzlich in Betracht; Attacken richten sich nicht nur gegen das Militär, sondern potenziell auf alle Bereiche und Akteure des zivilen Lebens; Angriffe sind jederzeit ohne vorausgehende Kriegserklärung möglich und werden oft verdeckt geführt, sodass dann auch die Grenze zwischen Phasen des Krieges und des Nicht-Krieges unterminiert wird. Als aktuelle Beispiele hybrider Kriegsführung gelten etwa Russlands Verhalten im Ukrainekonflikt oder die flexibel variierten Formen des Kampfes, wie sie beim Islamischen Staat zu beobachten sind. Verglichen mit konventionellen Formen des Krieges weist die hybride Kriegsführung wesentliche Vorteile auf. Verdeckte Formen des Kampfes ermöglichen es dem Angreifer, verborgen zu bleiben und bieten so unter Umständen Schutz vor Vergeltungsschlägen. Sie sind deshalb nicht nur für konventionell-militärisch unterlegene Gegner, sondern auch für militärisch starke Staaten attraktiv, die daran interessiert sind, auf weltpolitischer Ebene den Anschein der Beachtung internationalen Rechts zu wahren. Hybride Kampfformen ermöglichen es dabei, die eigenen Mittel sparsam einzusetzen und dennoch dem Gegner schweren Schaden zuzufügen. Bei entsprechend gewählten Angriffsformen kann auch die Zahl eigener Toter systematisch minimiert werden, was insbesondere im Blick auf die wenig heroisch gestimmte Öffentlichkeit in westlichen Demokratien ein gewichtiger Vorteil ist. Eine Antwort auf hybrid agierende Angreifer zu finden fällt traditionellen militärischen Einheiten hingegen ausgesprochen schwer. Die hohe Effektivität und Attraktivität hybrider Kriegsführung für staatliche wie nicht-staatliche Akteure lassen deshalb erwarten, dass diese Form der Kriegsführung zukünftig dominieren wird.