Volltreffer für's Gehirn. Wie gefährlich sind Kopfbälle?
- Casper Grim
- 13.11.2015
- Ein Fußball wiegt circa 450 Gramm und es werden im Amateurbereich Bälle mit Geschwindigkeiten bis zu 55 Stundenkilometern gespielt. Im Profifußball werden teilweise Geschwindigkeiten von über 95 Kilometer pro Stunde erreicht. Trifft ein schneller Ball auf den Kopf, so wirken, je nach Aufprallwinkel, bis zu 500 Kilogramm auf den Kopf. Der Fußball erzeugt somit eine ähnliche Wucht wie ein Boxschlag. Bei den akuten Verletzungen im Fußball kann von etwa 2,7 bis 4,5 Gehirnerschütterungen pro 10.000 Einsätzen (Training oder Spiel) ausgegangen werden. 50 bis 70 Prozent dieser Verletzungen gehen hierbei auf den direkten Kontakt mit dem Gegenspieler zurück. Ein Kopfballduell ist die häufigste Einzelursache und Spielsituation, die eine Gehirnerschütterung bzw. ein Schädelhirntrauma auslöst. Jedoch ist meist nicht der Anprall des Balls auf den Kopf problematisch, sondern der Zusammenprall mit dem gegnerischen Körper, Kopf oder Fuß. Ein angemessenes Zweikampfverhalten zum Schutz des Kopfes ist somit empfehlenswert. Sowohl Amateur- als auch Profifußballer bringen es leicht auf über 1.000 Kopfbälle pro Jahr. Nicht nur der einmalige wuchtige Aufprall auf den Kopf aber auch wiederholte Kopfbälle können zu Hirnschäden führen. Dabei spielt die Stärke eines einzelnen Ballaufpralls auf den Kopf viel seltener die entscheidende Rolle. Vielmehr ist es die Summe wiederholter Kopfball-Manöver, die die weiße Hirnsubstanz beeinträchtigen kann. Die weiße Hirnsubstanz ist mit ihren Axonen das „Netzwerk des Gehirns“. Die Hirnregionen hinter der Stirn und seitlich am Hinterhaupt (Frontallappen und temporo-okzipital-Bereich) sind hierbei besonders gefährdet. Diese Regionen sind unter anderem wichtig für Handlungsplanung, Aufmerksamkeit, Erinnerung und die komplexe Verarbeitung von visuellen Eindrücken. Spieler mit vielen Kopfballmanövern zeigen in Tests für die Funktionen wie Gedächtnisleistung, Rechen- und Verarbeitungsgeschwindigkeit bis zu 20 Prozent schlechtere Ergebnisse. Es lässt sich hieraus eine Risikogröße ermitteln und es kann die allgemeine Empfehlung ausgesprochen werden, dass Spieler weniger als 1300 Kopfball-Manöver im Jahr machen sollten – egal ob im Spiel oder im Training. So kann das Risiko für kopfballinduzierte Schäden und Funktionsstörungen der weißen Hirnsubstanz reduziert werden. Dies sollte nicht als generelles Verbot von Kopfbällen, sondern als „Augenöffner“ interpretiert werden, dass vor allem viele kurz hintereinander erfolgende Kopfbälle nicht harmlos sind. Praxisnahe Informationen und Handlungsempfehlungen hierzu finden sich auch unter www.schuetzedeinenkopf.de.