Jetzt auch in Deutschland. Wie gefährlich ist das Zika-Virus?
- Henning Allmers
- 11.11.2016
- Das Zika-Virus gehört zur Familie der Flavi-Viren und wurde erstmals 1947 aus einem Rhesusaffen im Zika- Wald in Uganda isoliert. Zika-Viren werden in den meisten Fällen durch den Stich infizierter Mücken, zum Beispiel den in den Tropen und Teilen der Subtropen weit verbreiteten Gelbfiebermücken (Aedes aegypti), übertragen. Es ist nicht auszuschließen, dass neben der Gelbfiebermücke auch andere Mücken, wie die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), das Zika-Virus verbreiten können. Die asiatische Tigermücke kommt vereinzelt auch in Deutschland vor. Zwischen Juli 2015 und Oktober 2016 sind in 20 Ländern der EU 1.942 Fälle von auf Reisen erworbenen Zika-Infektionen bekannt geworden, 91 infizierte Frauen waren schwanger. Innerhalb Europas sind Übertragungen durch Mücken bisher nicht festgestellt worden. In einigen Fällen ist das Virus auch auf sexuellem Weg übertragen worden. Ausgehend von Männern ist eine Übertragung auch noch Wochen und Monate nach deren Infektion möglich. Es gelingt den Viren, im gegenüber dem Immunsystem stark abgeschirmten Bereich der Hoden länger zu überleben. Es ist aber noch nicht bekannt, wie lange das Virus im Sperma überdauern kann. Genetisches Material von Zika-Viren wurde im Urin und Speichel von symptomatischen Patienten nachgewiesen. Ob die Zika-Viren auch durch Urin und Speichel übertragen werden können, ist nicht bekannt. Bis 2007 gab es weltweit nur 14 dokumentierte menschliche Fälle von Zika-Viruserkrankungen. 2013 und 2014 wurde von größeren Ausbrüchen in Französisch- Polynesien im Pazifik berichtet. Dort wurden im Sperma eines Patienten erstmals Zika-Viren gefunden. 2015 wurden erste Zika-Virus-Infektionen in Brasilien (vermutlich eingeschleppt durch Reisende aus Tahiti während des Fifa-Confederation-Cups 2013) und in der Folge vor allem in Süd- und Mittelamerika, der Karibik, aber auch in Ländern im Südpazifik und den Kapverdischen Inseln registriert. Seit Oktober 2015 wurde in Brasilien ein Anstieg von Mikrozephalie-Fällen bei Neugeborenen beobachtet. Die Mikrozephalie gehört zu den selteneren Fehlbildungen beim Menschen. Sie ist entweder genetisch bedingt oder erworben und zeigt sich primär in einem zu geringen Schädelumfang. Kinder, die mit einer Mikrozephalie geboren wurden, haben oft auch ein kleineres Gehirn und zeigen noch weitere körperliche und geistige Entwicklungsstörungen. Auch in Französisch- Polynesien wurde 2014/15 von einer ungewöhnlichen Häufung von Hirnfehlbildungen berichtet. Die biologischen Mechanismen, die zu der Schädigung führen, wurden inzwischen teilweise aufgeklärt: Zika-Viren sind in der Lage, die neuronalen Vorläuferzellen im Gehirn der Föten zu infizieren und zu schädigen. Unbekannt ist das gesamte Spektrum an Schäden, das eine Zika-Virusinfektion auslösen kann oder inwieweit der Zeitpunkt der Infektion in der Schwangerschaft das Fehlbildungsrisiko beeinflusst. Neueste epidemiologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass in Brasilien ein bisher unbekannter Co-Faktor das Auftreten der Mikrozephalie begünstigt. In den Regionen Afrikas, in denen das Zika-Virus schon länger bekannt vorkommt, wurde bislang kein Zusammenhang zwischen Zika-Virusinfektionen und Mikrozephalie gesehen. Dies könnte zum Beispiel daran liegen, dass in diesen Regionen viele Bewohner die Zika-Virusinfektion im Kindesalter durchmachen und ein Großteil der Frauen bei der ersten Schwangerschaft schon immun ist.