Der Nachlass Sigmund von Birkens, der zu Lebzeiten nur einen geringen Teil seines Werks zum Druck bringen konnte, ist vollständig erhalten und der umfänglichste von einem deutschen Dichter des 17. Jahrhunderts überlieferte. Neben unveröffentlichten Werken bietet er zahlreiche Aufschlüsse zu mentalitätsgeschichtlichen wie sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen der damaligen Literaturproduktion. Dass dieser – mit Birkens gedrucktem Werk zudem in vielfältiger Weise verwobene – Nachlass über 230 Jahre lang unediert war, hat in der Forschung u. a. zu einer Vernachlässigung und Verzeichnung des Autors geführt. Seit 2002 wird in einem Forschungsverbund dreier Arbeitsstellen an einer historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Birkens gearbeitet, die im Verlag De Gruyter (Berlin) erscheint und als ihre erste Abteilung in 14 Doppelbänden – d. h. jeweils einem Text- samt einem Kommentarband – den Nachlass präsentiert. In Osnabrück werden die weltlichen lyrischen Sammelhandschriften bearbeitet (I-IV), in Hamburg das geistliche Schrifttum (V-VIII), in Passau die Korrespondenzen (IX-XIII). Band XIV mit Birkens Autobiographie erschien bereits 1988. Als zweite Abteilung soll später das gedruckte Werk Birkens in Neusatz und elektronischer Version publiziert werden. Gegenstand dieses Projekts sind die Bände III und IV des weltlichen lyrischen Werks der Nachlassausgabe, die in Osnabrück erarbeitet werden, sowie der in Passau entstehende Teilband XIII/2, der Birkens Briefwechsel mit Ordensmitgliedern aus dem süddeutschen Raum und dem Umkreis Nürnbergs enthalten wird. Die Ausgabe wird für die Erforschung von höfischer Lyrik, geistlichem Schrifttum und der Briefkultur der Frühen Neuzeit von Bedeutung sein.
Projektlaufzeit
01.01.2017 - 31.12.2017
Ergebniszusammenfassung
Im Jahr 2017 wurde eine historisch-kritische Edition des handschriftlichen Nachlasses des Barockdichters Sigmund von Birken im Zusammenwirken mit den Projektstellen in Hamburg (Prof. J.A. Steiger) und Passau (Prof. H. Laufhütte) zum Abschluß gebracht. Im Zeitraum von 2002 bis 2017 wurden 14 Bände in 29 Halbbänden erarbeitet. Die Ausgabe ist im renommierten Niemeyer-Verlag Tübingen erschienen und nach dessen Übergang in den Verlag De Gruyter (Berlin, Boston) daselbst. Gefördert wurde die Ausgabe von der DFG, dem MWK und der Thyssen-Stiftung. Die Federführung für die Mittelbeantragung lag in Osnabrück, von wo auch die Initiative zur Schaffung der Edition ausging. Der Nachlaß von Birken, im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg verwahrt, ist der umfänglichste eines Barockdichters überhaupt. Eine kultur- und mentalitätsgeschichtliche Quelle singulären Charakters wird damit der Forschung zugänglich gemacht. Es dürfte keine zweite frühneuzeitliche Edition geben, die in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum ein derart spektakuläres Resultat zeitigte. Dies ist auch der hervorragenden Kooperation zwischen den drei Arbeitsstellen geschuldet, wie ausdrücklich zu betonen.