Prof. Garber widmet sich mit diesem Projekt einem Forschungsfeld, das die Sicherung und Auswertung von Quellen aus jenem Sprachraum (vieles davon wurde vernichtet oder in inzwischen nichtdeutsche Bibliotheken übernommen und dort in neue Zusammenhänge eingeordnet) als eines der zentralen Anliegen der aktuellen Kultur- und Literaturwissenschaft zur Frühen Neuzeit begreift. Er wendet sich – mit einem Ansatz, der materialerschließende Grundlagenarbeit mit kulturgeschichtlicher Mentalitätsforschung verbindet – den Thorner Beständen zu, und darin einer kulturgeschichtlich besonders aufschlussreichen Quellenart, nämlich dem sogenannten personalen Gelegenheitsschrifttum, das wie keine andere Gattung zur Rekonstruktion kultureller Kommunikationsformen und -prozesse geeignet ist. Zum Casualschrifttum zählen Dokumente zum Leben einzelner Personen (von der Geburt, über Taufe, Reisen, Hochzeiten, Krankheiten bis zum Tod) bzw. Textsorten wie Feiergedichte, Gratulationen, Trauerreden, Leichenpredigten, gelehrte Disputationen, Gedenkschriften, Verlautbarungen aus Gymnasien und Kirchen etc. Die überwiegend lateinischen Schriften sind strukturell höchst heterogen und weisen z. T. mehrere Dutzend beteiligter oder erwähnter Personen auf.