"In this together": Die Bedeutung von Social Networking Sites für die Gestaltung persönlicher Beziehungen
Projektstatus: abgeschlossen
Drittmittelprojekt uri icon

Projektleitung

Beschreibung

  • Das noch junge Phänomen der Social Networking Sites im Internet wird in der wissenschaftlichen Literatur hauptsächlich im Hinblick auf damit verbundene Datenschutz- und Selbstdarstellungsprobleme behandelt. SNS-UserInnen werden oft als vorm Monitor "Alleinsitzende" wahrgenommen, die als Privatpersonen persönliche Informationen über sich preisgeben und sich darin einer ungewissen Öffentlichkeit präsentieren, die von intimen BeziehungspartnerInnen bis hin zu gänzlich unbekannten Personen zumindest potenziell "die ganze Welt" umfasst. Dabei werden immer wieder Vermutungen darüber angestellt, dass eine zunehmende Verlagerung persönlicher Beziehungen in die Öffentlichkeit des Internets und weg von der Face-to-face-Interaktion Effekte auf die Verfassung dieser Beziehungen zeitigt. Doch es gibt nur wenig empirisch gesichertes Wissen darüber, wie persönliche Beziehungen über die soziale Interaktion auf Online-Plattformen dyadisch generiert und aufrecht erhalten werden. Unklar ist dabei auch das Verhältnis zu den persönlichen Beziehungen in der "realen Welt". In dem hier vorgeschlagenen Forschungsprojekt soll es genau darum gehen: Ich möchte in einer dezidiert interaktionssoziologischen Perspektive untersuchen, ob und inwieweit über die Nutzung von SNS tatsächlich eine Neustrukturierung von persönlichen Beziehungen erfolgt oder ob eher mit technisch neuen Mitteln das gängige Instrumentarium sozialer Interaktion in der Beziehungsgestaltung zur Anwendung kommt.

Projektlaufzeit

  • 01.02.2017 - 31.01.2020

Ergebniszusammenfassung

  • Für die Proband*innen lässt sich insgesamt sagen, dass die Alltagsbedeutung persönlicher Beziehungen auch unter Facebook-Bedingungen von persönlicher gegenseitiger Verfügbarkeit abhängt, und meinem Eindruck nach führt die Facebook-Mitgliedschaft nicht dazu, dass man für mehr Personen auf diese Weise zur Verfügung stehen würde oder in diesem Sinne mehr Personen zur Verfügung hätte. Die meisten persönlichen Beziehungen auf Facebook bestehen nur als protokollierte Möglichkeit, den Kontakt jederzeit wiederaufnehmen zu können, und es scheint, als sei die Wahrnehmung dieser Möglichkeit wiederum ausschließlich an sich offline ergebende Gelegenheiten gebunden. Da sich die Proband*innen als erwachsene, erfahrene und ihrer Facebook-Öffentlichkeit gegenüber misstrauische Facebook-Nutzer*innen auf ihren persönlichen Facebook-Seiten eher bedeckt halten – und dies gilt auch, soweit ich es beurteilen kann, für ihre Facebook-„Freunde“ –, ergeben sich auf Facebook auch wenig persönliche Anknüpfungspunkte, die über einen Geburtstagsgruß oder ein ‚Daumenhoch‘ für ein hübsches Fotos oder ein lustiges Video hinausgehen würden. Vor dem Hintergrund meiner Untersuchungen sehe ich einige Anhaltspunkte dafür, dass die Bedeutung von Facebook für die reale ‚soziale Vernetzung‘ zumindest im privaten Bereich sehr gering ist, während seine Bedeutung für das Gefühl von Vernetztheit und Zugehörigkeit sehr groß ist. Facebook hat damit eine enorme Suggestivkraft, die sich mittlerweile im Übrigen nicht mehr nur auf die gefühlte soziale Vernetzung, sondern auch auf die gefühlte Meinungsfreiheit zu erstrecken scheint.

Schlagwörter

  • Empirische Sozialforschung

Finanzierung durch

Bewilligungssumme

  • 289.926,73 €
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