Schon in der Antike wird der Sprache eine bedeutsame Rolle in unserem Denken zuerkannt. Strittig ist seit jeher jedoch, ob wir in einer natürlichen Sprache oder in einer Sprache des Geistes denken. In den 1970er Jahren hatte Fodor die Debatte wiederbelebt, als er argumentierte, es müsse eine angeborene Sprache des Geistes geben, in der alles propositionale Denken vonstattengehen könne. Andere Theoretikerinnen und Theoretiker, angeregt durch die Arbeiten von Vygotsky, argumentierten, die natürliche, gesprochene Sprache spiele eine wichtige Rolle in unserem Denken. Vygotsky zufolge erwerben Kinder Sprache in der sozialen Interaktion. Im Laufe der Entwicklung wird Sprache dann internalisiert und erfüllt zunehmend kognitive Funktionen. Diese Position nötigt uns zu erklären, was genau unter einer inneren Sprache zu verstehen ist und wie sie sich zur äußeren Sprache verhält, welche kognitiven Prozesse ihr zugrunde liegen oder vorangehen und welche Rolle sie im Denken und bei anderen kognitiven Prozessen einnehmen kann. Dieser Aufgabe werden wir uns in dem Projekt annehmen und argumentieren, dass die natürliche Sprache das Medium allen propositionalen Denkens ist. Dazu gilt es, zwei tiefverwurzelte Annahmen zu hinterfragen. Der einen Annahme zufolge ist Sprache nur ein Mittel, anderen die eigenen Gedanken zu offenbaren. Dann aber können wir nicht gleichzeitig behaupten, dass die gesprochene Sprache selbst ein Mittel des propositionalen Denkens ist. Der anderen Annahme zufolge ist alles Denken propositional. Wäre dem so, und wäre propositionales Denken zudem ein inneres Sprechen, dann gäbe es keine Form des Denkens, die Spracherwerb erklären und der (inneren und äußeren) Sprachproduktion vorangehen könnte. Entsprechend müssen wir erklären, wie kognitive Prozesse als Internalisierung von interpersonaler Sprache verstanden werden können. Das verlangt von uns, ein Modell der intrapersonalen Kommunikation und des inneren Dialogs zu entwickeln, das informative und handlungsleitende innere Sprache erlaubt. Dazu wiederum müssen wir darlegen, welche kognitiven Prozesse der Sprachproduktion und dem Sprachverstehen im inter- sowie intrapersonalen Fall vorangehen, ohne dabei vorgängiges propositionales Denken zu postulieren. Weiterhin muss das Verhältnis von innerer zu äußerer (gesprochener) Sprache geklärt werden, zumal innere Sprache im Vergleich oft fragmentiert und weniger artikuliert wirkt. Ebenso muss das Verhältnis von innerer Sprache zur auditorischen Vorstellung von Sprache (der Vorstellung von Sprachlauten) expliziert werden, da innere Sprache, soll sie das Medium propositionalen Denkens sein, nicht immer bewusst erlebt werden kann. Kurzum, dieses Projekt verspricht, unser Verständnis des Zusammenhangs von Sprache und Denken maßgeblich zu vertiefen und deutlich zu machen, wie Sprache unsere kognitive Architektur verändert.