Cocktails mixen. Wie lässt sich Unterricht spannender gestalten?
- 17.11.2017
- Das Fach Chemie in der Schule – viele erinnern sich mit eher gemischten Gefühlen daran zurück. Dabei fängt alles doch gar nicht mal so schlecht an. Fachbeliebtheitsstudien haben gezeigt, dass das Fach in den ersten Lernjahren in den Klassenstufen 5 bis 7 durchaus zu den eher beliebteren Fächern gehört. Danach geht es kontinuierlich bergab, am Ende der Klassenstufe 10 landet die Chemie auf dem vorletzten Platz, nur das Fach Physik bewerten die Schülerinnen und Schüler noch negativer. Dass das Bild der Chemie in der Öffentlichkeit von einer großen Ambivalenz geprägt ist, zeigen aktuelle Studien. Die Chemie wird als nützlich wahrgenommen, aber sie löst keinerlei positive Assoziationen oder gar Emotionen aus. Chemie wird als eine wichtige Zukunftstechnologie beschrieben, von der Beiträge zur Lösung von Zukunftsproblemen erwartet werden, aber sie erweckt kaum Interesse. Ebenfalls gilt die Chemie als attraktiver und zukunftssicherer Arbeitgeber, gleichzeitig wollen viele „die Chemie“ aus ihrem persönlichen Alltag verbannen. Der Wissenschaft Chemie haftet ein Stück weit das Image einer „Wissenschaft der Bösen“ an, während beispielsweise mit der Biologie deutliche positivere Einstellungen verknüpft werden. Dabei stellt sich natürlich die Frage, worin die Ursachen dieser zunächst eher ernüchternd wirkenden Befunde liegen. Wie kann es gelingen, den Chemieunterricht spannender zu gestalten und ihn in der Beliebtheitsskala auf die oberen Ränge zu katapultieren? Eine Antwort darauf versuchen die Chemiedidaktikerinnen und Chemiedidaktiker schon seit vielen Jahrzehnten zu finden. Und – wie es sonst bei chemischen Reaktionen üblich ist – ein pauschales „Kochrezept“ gibt es hierfür leider nicht. In vielen konzeptionellen und empirischen Forschungsansätzen konnten jedoch einige Aspekte identifiziert werden, die sich positiv auf die Beliebtheit auswirken können. Hier ist zunächst ein experimentell ausgerichteter Unterricht zu erwähnen. Werden die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, selbst Versuche durchzuführen, um damit kleinere Problemstellungen zu lösen, führt dies zu einer deutlich motivierteren Haltung gegenüber dem Fach. Das macht ihnen dann auch das Auswerten der Ergebnisse und damit das „Formeln büffeln und anwenden“ leichter. Es konnte ebenfalls gezeigt werden, dass Chemieunterricht immer dann als interessant und motivierend eingeschätzt wurde, wenn Alltagsphänomene oder aktuell in der Gesellschaft diskutierte Probleme, wie zum Beispiel der Diesel-Skandal inhaltlich aufgegriffen werden. Ebenfalls mangelt es dem Fach Chemie und auch anderen naturwissenschaftlichen Fächern an Gelegenheiten, bei denen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen und ihre Kompetenz demonstrieren können. In Osnabrück wurde mit „Pub Science“ ein spezielles Format geschaffen, mit dem Schülerinnen und Schüler „Chemie in die Öffentlichkeit“ bringen können. Das wirkt sich positiv auf die Beliebtheit des Faches aus. Bleibt zu hoffen, dass solche Ansätze Früchte tragen werden, damit „die Chemie stimmt“.