Pinselstrich, Farbe, Motive. Malen Frauen anders als Männer?
- Beate Freier-Bongaertz
- 13.11.2020
- Die künstlerische Ausbildung im Bereich Malerei beginnt mit praktischen Übungen. Hierbei lernen die Studierenden verschiedene Materialien und Maltechniken kennen. Außerdem wird an unterschiedlichen Themen wie Stillleben, Landschaften oder menschlicher Darstellung, Bildaufbau und Bildkomposition geübt. Erst in dem Moment, in dem das Erlernte in einen Automatismus übergeht, kann jeder Einzelne an seiner persönlichen ‚Handschrift‘ feilen. Das ist der erste Schritt weg von der Übung, hin zum künstlerischen Arbeiten. Und hier ist es genau wie beim Schreiben eher eine Charakterfrage als eine Geschlechterfrage, wie genau der malerische Duktus aussieht. Die Farbigkeit eines Werkes ist der selbst gestellten Aufgabe des Künstlers oder der Künstlerin entsprechend ausgewählt und hat nichts mit der Vorliebe zu einer Farbe zu tun. Auch Helligkeit und Dunkelheit unterliegen der Thematik des Bildes. Die Farbe ist in der Malerei gleichzeitig Ausdrucksmittel und Experimentierfeld und wird so vielfältig eingesetzt, wie auch die Motive unterschiedlich sind. Die nächste Stufe auf dem Weg zum eigenständigen Künstler ist die Auswahl der Motive. Jeder Studierende muss lernen, eine eigene Bildsprache zu entwickeln. Diese setzt sich aus ‚Handschrift‘ und Motiv zusammen. Die Wahl des Motivs ist immer eine Auseinandersetzung des Künstlers mit einer individuell gewählten Thematik. Hierbei ist es egal, ob wir über abstrakte oder gegenständliche Malerei reden. Ausgangspunkt ist immer das persönliche Interesse. Und hier kann ich nun Ihre Frage „Malen Frauen anders als Männer?“ eindeutig mit Ja und Nein beantworten. Denn alle Künstler und Künstlerinnen malen unterschiedlich in ihrem eigenen Stil. Und bei allen Künstlern und Künstlerinnen schwingt bei der Auswahl ihrer Motive auch ihre Lebenserfahrung bewusst oder unbewusst mit.