Weichtiere – Warum machen Schnecken so viel Schleim?
- 22.11.2022
- Die Begriffe Schnecke und Schleim sind bei den meisten Menschen wohl eher negativ besetzt. Ich denke, bei dieser Frage soll es aber vor allem um Schleim gehen. Schleim ist irgendwie immer eklig, eine Körperabsonderung, die zähflüssig, glibberig, glitschig, klebrig und meist auch auf unserer Haut gut haftend ist. Aber was ist Schleim eigentlich, welche biologische Bedeutung hat Schleim und gibt es das Phänomen nur bei Schnecken? Schleim oder Mucus ist eine Sammelbezeichnung für Substanzen, die genau die zuvor genannten Eigenschaften aufweisen. Schleime können sehr viel Wasser aufnehmen, sind dadurch extrem quellungsfähig und bilden Flüssigkeiten, die eine große innere Zähigkeit aufweisen. Sie sind auch in Wasser recht stabil. Sie enthalten immer einen hohen Anteil an Zuckermolekülen, die lange und flaschenbürstenartig verzweigte Ketten bilden. Je nachdem, ob die zentrale lange Kette aus Zuckereinheiten oder aus Aminosäuren besteht, bezeichnet man sie entweder als Mucopolysaccharide oder als Glykoproteine. Dieser Aufbau ermöglicht unendlich viele Modifikationen, so dass die entsprechenden Schleime sich in ihren Eigenschaften stark unterscheiden und ein weites Spektrum an unterschiedlichen Funktionen erfüllen können. Da bei Tieren an den Seitenketten der Moleküle meist Säuregruppen vorhanden sind, sorgen sie für ein saures Milieu und wirken somit antibakteriell. Zu den weiteren Funktionen gehört bei landlebenden Schnecken vor allem der Schutz vor Austrocknung, denn im Gegensatz zu Insekten oder Säugetieren haben Schnecken wie beispielsweise auch Amphibien oder Regenwürmer eine nackte Haut. Diese Haut ist von einem Schleimfilm bedeckt, der deutlich den Wasserverlust verringert. Trocknet der Schleim ein, bildet er eine wasserdichte Barriere, so dass auch Trockenperioden überlebt werden können. Für die Fortbewegung erzeugen die Schnecken einen Schleimfilm aus ihrer Fußdrüse auf dem sie dahingleiten wie auf einer Rutschbahn. Während des Dahingleitens ändert der Schleim je nach der vom Schneckenfuß ausgeübten Belastung seine physikalischen Eigenschaften. Sie bauen sich gewissermaßen ihre eigene Straße und kommen praktisch mit jedem Untergrund zurecht, auch Fensterscheiben sind kein Hindernis. Insgesamt ist diese Fortbewegung sehr energieaufwändig, da der »Straßenbelag« auf dem Untergrund verbleibt und somit ständig neu gebildet werden muss. Diese Haut ist von einem Schleimfilm bedeckt, der deutlich den Wasserverlust verringert. Trocknet der Schleim ein, bildet er eine wasserdichte Barriere, so dass auch Trockenperioden überlebt werden können. Wird eine Schnecke aber bedroht, erzeugt sie innerhalb von Sekundenbruchteilen recht große Mengen eines so genannten Angstschleims, der deutlich zäher und klebriger ist und diese Eigenschaft auch im Wasser behält. Allein durch seine zähe Konsistenz und große Menge schützt er auch vor den meisten Fressfeinen, giftig ist er nicht. Wer schon einmal eine Wegschnecke mit bloßen Fingern aufgesammelt hat, ist damit in Berührung gekommen und hatte seine liebe Not diesen Schleim wieder von der Haut abzulösen. Dieses sind jedoch Eigenschaften, die man von einem Klebstoff, der in der Medizin zur Behandlung innerer und äußerer Wunden eingesetzt werden kann, erwartet. Und in der Tat hat der Schleim der Wegschnecken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genau dazu inspiriert und sie haben nach diesem Vorbild einen medizinischen Kleber entwickelt. Schleim ist nicht auf Schnecken beschränkt, er ist bei Bakterien, Pflanzen und Tieren weit verbreitet. Auch wir produzieren Schleime ohne die wir nicht überleben könnten, sie schützen die Atemwege vor Fremdkörpern und Infektionen, ermöglichen das Herunterschlucken der Nahrung, bewahren unseren Darm davor sich selbst zu verdauen, schmieren unsere Gelenke und stellen auch unsere Reproduktion sicher.