Was sind die Unterschiede des internationalen Terrorismus?
- 07.11.2008
- Die Ursachen des internationalen Terrorismus unterscheiden sich im Grundsatz nicht von jedem anderen politischen Terrorismus: Terror setzt immer einen fundamentalen Konflikt voraus. Er geht so tief und ist von einem so ungleichen Kräfteverhältnis bestimmt, dass die hinterhältige Tötung von unbeteiligten Menschen nicht nur in Kauf genommen wird, sondern das eigentliche Mittel des Kampfes darstellt. Häufig wird Armut als Ursache genannt. Es sind aber fast nie die Armen, sondern radikale "Gegeneliten", die Terroranschläge planen und ausführen. Gleichwohl bilden soziale Ungleichheit und Verarmung einen idealen Nährboden für politische Gewaltexzesse. Terror setzt nicht nur einen Konflikt und eine fanatische Idee voraus, sondern auch die Verfügung über Gewaltmittel. Der leichte Zugang zu Waffen, Munition und Sprengstoffen gilt als eine Mit-Ursache. Ebenso begünstigen komplexe großtechnische Systeme wie die moderne Verkehrs-, Energie- und Kommunikationsinfrastruktur den Terrorismus, weil er in deren Umfeld mit kleinem Einsatz große Zerstörungswirkung erreichen kann und zugleich die Aufklärung terroristischer Straftaten erschwert wird. Politische Ohnmacht gilt als eine weitere Ursache. Tatsächlich reduzieren demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten die Gefahr terroristischer Gewaltakte. Man darf aber auch nicht Übersehen: Hier geht es um fundamentale Wertekonflikte, die sich demokratisch, das heißt durch gemeinsame Erörterung, Verhandlungen oder Mehrheitsabstimmungen kaum lösen lassen. So beruft sich der internationale Terrorismus auf traditionelle, religiös begründete Werte und Überzeugungen, denen die liberale Lebensauffassung der modernen säkularen westlichen Welt diametral entgegensteht. Es gibt keine anerkannten Institutionen und Instrumente der Konfliktregelung, die solche radikalen, oft genug auch hasserfüllten Gegensätze Überbrücken und befrieden könnten. Daher führt Terrorismus fast unausweichlich zu massiven politischen Gegenreaktionen, die Gewalt nicht verhindern, sondern noch stärker zum Ausdruck bringen. Auch dies, die Gewaltspirale von Terror und Anti-Terror kann zu einer Ausweitung und Verschärfung des Terrorismus beitragen oder sogar eine Terrorherrschaft des Staates begründen. Dann wird der Terrorismus zur Ursache des Terrorismus - und das ist der "worst case", der erfahrungsgemäß in schier ausweglose, lang anhaltende Konflikte und Kriege mündet.