Wann hat Geld als Zahlungsmittel ausgedient?
- 07.11.2008
- Geld ist nur ein sehr kleiner Teil des gesamten Vermögensportfolios. Die Geldbasis, die Summe von Bargeld und Geldreserven der Notenbank beträgt im Euroraum 638,5 Milliarden Euro, das sind gerade einmal 7,2 Prozent des Sozialprodukts. Größer ist schon die Geldmenge M1, die die Guthaben auf Girokonten mit beinhaltet, mit 44 Prozent, oder die Geldmenge M3, die zusätzlich noch die Sparguthaben bis zu drei Monaten Kündigungsfrist umfasst, mit 98 Prozent. Wenn man längerfristige Wertpapiere mit hinzuzählt beträgt das gesamte Vermögen 328 Prozent des Sozialprodukts und davon macht das "Geld" nur den kleinen Teil von 2,1 Prozent aus. Mit ihrer Geldpolitik steuern die Notenbanken zunehmend die breiten Geldmengenaggregate M1 und M3, die für Inflation und Entwicklung des Kreditvolumens wichtig sind. Das "eigentliche Geld" verliert hier tatsächlich etwas an Bedeutung. Trotz des relativ kleinen Anteils ist die Bedeutung der eng definierten Geldmenge jedoch nicht zu unterschätzen. Sie beeinflusst z. B. die Entwicklung des Wechselkurses. Nach der Portfoliotheorie muss der Wechselkurs auf die Präferenzen der internationalen Kapitalanleger so reagieren, dass die gesamten Vermögensportfolios im Gleichgewicht bleiben. Da kurzfristig die globale Menge an Wertpapieren konstant ist, muss sich der relative Preis der Vermögensbestandteile so anpassen, dass die Anleger genau indifferent zwischen Wertpapieren mit gleichem Zinssatz in verschiedenen Ländern sind. Das Betrifft die Haltung von Geld genauso wie die Haltung von verzinslichen Papieren oder Aktien. Es besteht jedoch ein Unterschied zwischen Geld und anderen Wertpapieren. Sollte sich z. B. die Nachfrage der Anleger nach amerikanischen Wertpapieren oder Aktien reduzieren, kann sich alternativ der Wechselkurs oder der Preis der amerikanischen Wertpapiere anpassen, bis ein neuer Wert entsteht, zu dem die Bereitschaft die Wertpapiere zu halten wieder gegeben ist. Sollte die Präferenz für die Haltung amerikanischer Geldnoten fallen, ist der Wechselkurs jedoch die einzige Anpassungsmöglichkeit, die verbleibt. Aus diesem Grund haben Präferenzschwankungen bezüglich des Geldes einen großen Einfluss auf Wechselkursänderungen, obwohl ihr Anteil am gesamten Vermögensportfolio nur sehr klein ist. Die Entwicklung der Präferenz für Geldhaltung wird von verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt. Dazu zählen insbesondere die Zinsen, aber auch die elektronische Zahlungsabrechnung wie Kreditkarten etc. Zudem wird die Geldmenge bei einigen Währungen zum erheblichen Teil durch Auslandsnachfrage bestimmt. So zirkulieren nach Schätzungen der Bundesbank ca. 70 Prozent des US Dollar und 30-40 Prozent des Euro außerhalb der Landesgrenzen. Insbesondere in Lateinamerika und Osteuropa haben sich diese als zweite Währung durchgesetzt. Auch wenn der Bargeldanteil relativ zu M3 klein ist, vergrößert sich so die Geldbasis nach wie vor von Jahr zu Jahr. Als Zahlungsmittel hat das Geld also nicht ausgedient, sondern wird insbesondere seit der EuroEinführung immer stärker nachgefragt.