Die Zahl der Studierenden steigt. Warum brauchen wir Fachkräfte aus dem Ausland?
- 12.11.2010
- Es ist nicht nur ein gefühlter Studentenboom, den Lehrende und Studierende zum Beispiel beim Besuch der Mensa und der Suche nach einem freien Sitzplatz erleben, sondern es hat, wie der aktuelle nationale Bildungsbericht belegt, in den letzten Jahren tatsächlich einen bemerkenswerten Anstieg der Studierenden gegeben, der das Schlagwort vom »Studentenboom« rechtfertigt. In der Folge ist auch die Zahl der Hochschulabsolventen mit einem Erstabschluss seit 2001 kontinuierlich um mehr als 50 Prozent auf 260.000 im Jahr 2008 gestiegen. Im internationalen Vergleich gilt diese Hochschulabsolventenquote von zur Zeit 23 Prozent eines Altersjahrgangs trotzdem gegenüber Ländern wie USA und Großbritannien mit einer 35-prozentigen Quote als unterdurchschnittlich. Bezüglich des Bedarfs an Personen mit Hochschulabschluss in Deutschland variieren die einschlägigen Prognosen, wobei im Jahr 2020 für die Qualifikationsgruppe der Hochschulabsolventen ein Anteil von ca. 24 Prozent an allen Erwerbspersonen nicht unrealistisch erscheint. Damit entspräche der Bedarf grundsätzlichen der Dimension der zu diesem Zeitpunkt prognostizierten Hochschulabsolventen. In der Realität würde dieser Gleichstand aber bereits eine Arbeitskräftelücke bedeuten, weil keine unbegrenzte regionale und fachliche Mobilität und Flexibilität der Arbeitskräfte unterstellt werden kann. Letztlich stehen also gegenwärtig und in der näheren Zukunft prinzipiell genügend Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss auf dem nationalen Arbeitsmarkt insgesamt zur Verfügung, die jedoch aus fachlichen Gründen die freien Stellen nicht besetzen können. In diesem Fall wird im Wirtschaftsjargon von »Mismatch« (mangelnde Übereinstimmung) gesprochen. Genau hierfür aber ist die Zuwanderung, das heißt die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften mit spezifischem Qualifikationsprofil, eines der Mittel der Wahl. Sie gilt besonders bei kurzfristigen Engpässen als effizientes Instrument, wobei solche kurzfristigen Problemlagen relativ häufig sind, da viele Prognosen über zukünftige Entwicklungen oft unzuverlässig beziehungsweise spekulativ sind. Im Fazit bedeutet dies für den Bedarf an ausländischen akademischen Fachkräften, dass es perspektivisch und sektoral einen diesbezüglichen Handlungsbedarf gibt. Geeignete Instrumente zur Beförderung dieser Mobilität der ausländischen Fachkräfte sind mit dem »Anerkennungsgesetz« und dem Europäischen und Deutschen Qualifikationsrahmen inzwischen vorhanden.