Immunsystem. Warum leiden immer mehr Menschen an Allergien?
- 12.11.2010
- Unser körpereigenes Abwehrsystem (Immunsystem) hat einen weit reichenden Auftrag. Wir sind umgeben von Myriaden von Mikroorganismen, für die wir ein Schlaraffenland sind: Aus der Perspektive von Bakterien, Viren, Pilzen, Parasiten bieten unsere Körper nahezu unerschöpfliche Vorräte an Eiweißen, Kohlenhydraten, Fetten, Spurenelementen und das alles bei 37 Grad Celsius. Dass wir der Übermacht der vielen kleinen Feinde nicht zum Opfer fallen, verdanken wir unserem Immunsystem, das sie uns im Allgemeinen wirksam vom Leibe hält. Dafür muss es aber auch mit weit reichenden Vollmachten ausgestattet sein. Wo das Immunsystem hinschlägt, da wächst kein Gras mehr (und keine Bakterien)! Wehe aber, wenn es sich dabei einmal vertut und sich aus Versehen auf eigentlich harmlose Partikel unserer Umgebung einschießt, also den totalen Krieg gegen den falschen Feind vom Zaun bricht. Dann handelt es sich um eine Allergie und es geht uns dabei unter Umständen so schlecht, als wenn uns eine schwere Infektion erwischt hätte. Allergien können an der Schleimhaut auftreten und sich zum Beispiel gegen Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze richten, sie können aber auch die Haut betreffen und dann eine Ursache für die inzwischen bei jedem fünften Kind auftretende Neurodermitis sein. Wenn unser Immunsystem nicht in der frühen Kindheit durch Infektionen herausgefordert wird, sondern stattdessen quasi arbeitslos bleibt, dann kann es auf dumme Gedanken kommen. Es hält zum Beispiel harmlose Gräserpollen plötzlich für eine ernsthafte Bedrohung mit der Folge eines Heuschnupfens oder allergischen Asthmas. Das ist der Grund, weshalb Bauernkinder, deren Immunsystem durch vielfältigste Infektionserreger im Stall beim Umgang mit Tieren frühzeitig herausgefordert wird, weniger von Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis betroffen sind. Das gleiche gilt übrigens für Kinder aus Großfamilien und Migrantenfamilien. Ein anderes Problem sind die Kontaktallergien; diese bekommt man nur, wenn man mit dem Stoff länger mit der Haut in direkten Kontakt gekommen ist (zum Beispiel Modeschmuckekzem am Ohrläppchen). Viele der Stoffe, die dafür in Frage kommen, zum Beispiel auch Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Kunstharze, kommen sowohl im Privatleben als auch am Arbeitsplatz vor. Umso mehr sollte man wissen, wie man vermeidet, dass man überhaupt eine Allergie bekommt. Eine bundesweite Aktionswoche Haut & Job mit kostenlosen Beratungsangeboten beim Hautarzt, in Schulen und Betrieben wird nächstes Jahr (5. -9. Dezember 2011) speziell dieser Frage gewidmet sein. Sie wird hier in Osnabrück koordiniert.