Bezahlt von der Türkie. Wollen die Imame in Deutschland eine Parallelgesellschaft entwickeln?
- 12.11.2010
- Der türkische Staat entsendet seit Anfang der 1980er-Jahre mit der Gründung der DITIB-Organisation – ein Ableger des Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei mit 900 Moscheevereinen – staatlich ausgebildete Imame als Beamte nach Deutschland. Deren Tätigkeit wird von den türkischen Konsulaten in Deutschland koordiniert. Ähnlich wie Diplomaten werden die Imame nach einem Rotationsverfahren alle vier bis fünf Jahre ausgetauscht. Historisch gesehen ist die DITIB in den 1980er Jahren gegründet worden, um die türkischen Gastarbeiter und ihre Familien in Deutschland religiös und kulturell zu betreuen. Insofern sind die damaligen Ziele dieser Organisation vor dem Hintergrund zu verstehen, dass die türkischen Muslime in die Türkei zurückkehren wollten. Daher sollten neben religiösen Inhalten auch die Normen und Werte aus der Herkunftsgesellschaft vermittelt werden. Allerdings sind seitdem 30 Jahre vergangen und die meisten türkischen Muslime verstehen sich nun als Einwanderer. Die Herausforderung für diese Organisation besteht nun darin, diesen Niederlassungsprozess der Muslime anzuerkennen. Diese Neuorganisation sollte daher zunächst damit beginnen, sich vom Ausland zu emanzipieren und unabhängig zu sein. Diesbezüglich sind in den letzten Jahren positive wie negative Entwicklungen festzustellen. Zum einen unterstützt diese Organisation verstärkt den deutschsprachigen Islamunterricht an Schulen. Innerhalb der Organisation ist zudem ein Generationswechsel festzustellen: Immer mehr in Deutschland sozialisierte junge Muslime treten in die Vorstände und forcieren positive Öffnungsprozesse. Andererseits gibt es Kräfte innerhalb der DITIB, die an den alten Zielen festhalten wollen und die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Dies wird zum Beispiel darin deutlich, dass nach wie vor Imame aus der Türkei importiert werden, welche die hiesigen türkischen Muslime und unsere Gesellschaft nicht kennen sowie die deutsche Sprache nicht beherrschen. Die Frage, ob sich »Parallelgesellschaften« entwickeln werden, wird davon abhängen, welche Kräfte sich innerhalb der Organisation durchsetzen werden.