Unterrichtsqualität. Hilft ein Eignungstest für das Lehramt?
- 14.11.2014
- Guter Unterricht unterstützt Schülerinnen und Schüler beim Lernen und die Unterrichtsqualität hängt wesentlich von der Kompetenz und dem Engagement der jeweiligen Lehrerin, des jeweiligen Lehrers ab. Das ist wissenschaftlich belegt und deshalb ist es naheliegend, sich um die Auswahl und Qualifizierung von Lehrkräften Gedanken zu machen. Oft wird vorgeschlagen, scharf zu sortieren und nur diejenigen zum Studium zuzulassen, die für den Lehrerberuf geeignet sind. Aber gibt es eine solche Eignung, und wenn ja, wann und wie kann man sie feststellen? Es werden verschiedene Online-Verfahren für Interessenten an einem Lehrerstudium angeboten, unter anderem auf der Homepage der Zentralen Studienberatung Osnabrück. Studieninteressierte können sich dabei erstens darüber vergewissern, ob ihr Interesse am Lehrerberuf tragfähig ist, sie sich also zum Beispiel wirklich für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und für die gewählten Fächer interessieren. Sie werden zweitens über die Anforderungen des Lehrerberufs informiert. Man könnte meinen, Schülerinnen und Schüler kennen keinen Beruf so gut wie diesen – aber sie sehen nur ein Drittel dieser Tätigkeit, nämlich das Unterrichten selbst. Hingegen wissen sie meist wenig über Unterrichtsvorbereitung, das Korrigieren von Klassenarbeiten, Gespräche mit Eltern, Zeugniskonferenzen, Kooperation mit anderen Fachlehrern und Sonderpädagogen, Verwaltungsarbeit. Drittens können Studieninteressierte testen, ob sie über bestimmte Persönlichkeitsmerkmale verfügen, von denen man relativ sicher weiß, dass sie für Lehrkräfte notwendig sind: ein gesundes Maß an Extraversion (soziale Aktivität und Durchsetzungsfähigkeit), an Offenheit für neue Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und sozialer Verträglichkeit sowie geringe Ängstlichkeit und Reizbarkeit. Diese Verfahren helfen aber, ebenso wie aufwändigere Beratungsmöglichkeiten, die manchen Universitäten anbieten, bestenfalls bei der Klärung, ob man über Grundvoraussetzungen verfügt und ob der Lehrerberuf dem entspricht, was man sich darunter vorstellt. Eine »Eignung« können sie niemandem attestieren oder absprechen, diese muss vielmehr von den Studierenden und Referendaren selbst entwickelt werden. Dazu gehören fundierte Fachkompetenzen, die die Grundvoraussetzung für qualitätsvolles Unterrichten bilden, sowie fachdidaktisches und erziehungswissenschaftliches Grundlagenwissen. In Praktika und im Referendariat werden schrittweise praktische Fähigkeiten aufgebaut. Immer wieder müssen die künftigen Lehrkräfte sich selbstkritisch fragen, wo sie stehen und was noch zu lernen ist. Dazu benötigen sie geeignete Formen der Unterstützung. Dies schließt ein, dass all jene, die diese Kompetenzentwicklung nicht vollziehen können oder wollen, eine klare Rückmeldung und bei Bedarf eine möglichst frühzeitige Hilfe etwa beim Wechsel des Studiengangs erhalten. Hinzu kommt: Als Lehrerin und Lehrer lernt man nie aus – und diese Chance gehört zu dem, was den Beruf attraktiv macht.