Arzt in der Hosentasche. Taugen Apps als medzinische Fühwarnsysteme?
- 14.11.2014
- Dem digitalen Fortschritt kann sich keiner entziehen, gerade die Medizin nicht. Auch wenn das für manchen Arzt heutzutage schmerzhaft ist, sind Patienten oft bereits besser informiert über ihre Erkrankung als der Arzt. Mehr als 300.000 Diagnosen gibt es; der durchschnittliche Arzt kennt davon 16.000. Doch wie seriös sind die Quellen im Internet? Welche Auswirkungen haben die Informationen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis? Sicher kann das Internet den Gang zum Arzt nicht ersetzen. Zweifellos besteht die Gefahr, dass ein Laie seine Symptome falsch bewertet. So kann aus einer Grippe leicht Ebola werden. Sinnvoll erscheint, Apps als Frühwarnsysteme zu nutzten, dies würde auch einschließen, zu Unrecht entstandene Ängste, durch einen Arztbesuch zu korrigieren und Ebola wieder zum Schnupfen werden zu lassen. Wie alle Informationen im Internet sind auch die Apps sehr heterogen, was auch für die virtuellen ärztlichen Beratungsportale (»Dr. Google«) gilt. Deren schiere Vielfalt erlaubt es nicht, auf alle Angebote hier einzugehen. Zwei Apps aus Niedersachsen möchte ich jedoch erwähnen: Die TaschenDoc-App erinnert an Arzttermine und Medikamenteneinnahmen. Sie erlaubt auch einen Hauttyptest und kann den jeweils idealen Lichtschutzfaktor berechnen sowie mit der nächsten diensthabenden Notfallpraxis oder Apotheke Verbindung aufnehmen. Abschließend noch eine nagelneue App aus Osnabrück: »Haut & Job« zur bundesweiten Aktionswoche zur Prävention beruflicher Hauterkrankungen und Allergien. Sie ist als Frühwarnsystem für berufliche Hauterkrankungen einschließlich des beruflichen Hautkrebses gedacht. Wenn Sie also einen hautbelastenden Beruf ausüben, wie zum Beispiel Friseur, Krankenpfleger, Reinigungskraft oder Landwirt, können Sie mit dieser App im Selbsttest Hautveränderungen bewerten, seien sie beruflich oder auch nicht beruflich bedingt. Falls ja, werden Ihnen entsprechende Präventions- und Beratungsmöglichkeiten aufgezeigt. Sollten Sie beruflich der Sonne ausgesetzt sein und davon vielleicht einen beginnenden Hautkrebs davongetragen haben, sollte dies der Unfallversicherung gemeldet werden. Im Falle der Anerkennung als Berufskrankheit bedeutet dies eine verbesserte medizinische Betreuung und ggf. Rentenleistungen. Hierauf haben sie einen gesetzlichen Anspruch. Wenn Sie anstatt unkonkreter App-Tipps einen konkreten Gesundheitstipp haben wollen: Die Senkung der Sterblichkeitsrate in den letzten 50 Jahren verdanken wir zu 40 Prozent verbesserten Therapien und 60 Prozent der besseren Kontrolle von Risikofaktoren. Wichtig ist, dass wir mit unseren Gewohnheiten aufräumen. Wir bräuchten eine neue (Ess-)Kultur, die Bewegung fördert und hochkalorische Nahrungsmittel wieder zur Ausnahme macht. Wenn da die Elektronik helfen kann, zum Beispiel durch Sportarmbänder, die mitteilen: »Du hast dich heute aber ein bisschen wenig bewegt!«, wäre das eine der sinnvollsten präventiven Apps. Es reicht nicht, einmal darauf hinzuweisen. Sie haben nur ein Leben – machen Sie das Beste draus!