Erfolg wider Erwarten. Ist Resilizenz erlernbar?
- 14.11.2014
- Es gibt Menschen in unserem Umfeld, die wir regelrecht als »unplattbar« bezeichnen. Diese Menschen kennzeichnen sich dadurch, so mindestens unsere Vorstellung bzw. unsere Beurteilung mit einem vorwissenschaftlichen Blick, dass sie enorme Belastungen, Bedrohungen oder Herausforderungen entweder quasi mit links wegstecken oder an diesen Belastungen sogar wachsen, also sich weiter entwickeln. »What doesn’t kill me makes me stronger« trällert uns Kelly Clarkson, »Steh auf, wenn du am Boden bist« rocken uns die Toten Hosen. Im Fachvokabular nennt sich dieser Sachverhalt »Resilienz«, dabei geht es darum, dass Menschen sich trotz (oder gar wegen!) Belastungen positiv entwickeln bzw. etwas hinkriegen, dass wir ihnen wegen bestehender Hürden und Gefährdungen nicht zugetraut hätten. Es geht somit um einen positiven Ausgang trotz enormer Risikofaktoren, es tritt ein Erfolg wider Erwarten ein. Keiner von uns hätte vorweg auf diese Menschen gewettet, wir würden es als ein »programmiertes Verlustgeschäft« betrachtet haben. Wissen Sie, wer als Erster den wissenschaftlichen Blick auf Resilienz richtete? Es war der unnachahmliche und einzigartige Denker Friedrich Nietzsche, der 1885 insbesondere im Rahmen seiner Abhandlung »Also sprach Zarathustra« mit dem Untertitel »ein Buch für alle und keinen« von der Entwicklung und Förderung von, so Nietzsche, »Übermenschen« sprach. Nietzsche ging es dabei um die Selbst-Überwindung, um die Erreichung von Zielen jenseits jeglichen Vorstellungsvermögens, Ziele, die als unerreichbar galten. Nur für Sie, quasi zwei Nebeneffekte dieses Bildungsabends bei uns an der Universität Osnabrück, sei zu Nietzsche gesagt, dass erstens Comic- und Filmfiguren wie Superman, Spiderman etc. sich sehr stark von Nietzsches Übermenschvorstellungen anregen ließen. Zweitens, dass Nietzsche nichts aber auch gar nichts mit dem nationalsozialistischen Gedankengut zu tun hatte. Nietzsche war vieles, ein Marschierer im Gleichschritt war er aber definitiv nie! Zurück zum Kernthema aber: Eine wiederum »unplattbare« Fehlbeurteilung zu Resilienz gibt es, die ich aus dem Weg räumen möchte. Resilienz wurde eine eindeutig zu lange Zeit als eine Persönlichkeitseigenschaft betrachtet, die einem Individuum eigen ist. Dem ist ganz klar nicht so, das können wir empirisch sehr deutlich aufzeigen. Wenn Menschen resilient bleiben bzw. resilient werden, liegt es nur zum geringeren Teil an ihnen selbst. Vielmehr sind es die erfahrende soziale Unterstützung sowie herrschende hilfreiche gesellschaftliche Bedingungen, die zu Resilienz führen. Ein gutes soziales Netzwerk wie auch ein funktionierender Wohlfahrtsstaat ist somit eminent zwecks Resilienzförderung. Menschen können viel, erstaunlich viel, ja manchmal erschreckend viel aushalten. Resilienz ist ein grandioser Prozess, der von der einzelnen Person, von seinem sozialen und gesellschaftlichen, ja politischen Umfeld gefördert und gestützt werden kann. Resilienzlernen muss sehr wohl auf der individuellen, aber insbesondere auf der sozialen und gesellschaftlichen Ebene stattfinden.