Teilprojekt 01: Eigentumsgeschichte(n): Land als Eigentum in Indigenen und Nationalen Narrativen in den USA
Projektstatus: abgeschlossen
Drittmittelprojekt uri icon

Projektleitung

Beschreibung

  • Das Projekt untersucht die historische Herausbildung und anhaltende Aktualität nationaler und indigener "Eigentumserzählungen" in der U.S.-amerikanischen Literatur, Kultur und im Recht, in denen Land als Eigentum konzeptualisiert und legitimiert wird. Die Analyse von Eigentumskonzepten in unterschiedlichen Textformen zielt zudem darauf ab, die Untersuchung des Eigentumsbegriffes im Allgemeinen als relativ vernachlässigtes Forschungsfeld in den amerikanistischen Literatur- und Kulturwissenschaften zu konturieren und zu stärken. Im Zentrum stehen daher auch methodologische und konzeptuelle Fragen, um das grundlegende Potential des Eigentumsbegriffes in der Analyse und historischen Interpretation literarischer und kultureller Diskurse herauszuarbeiten. Ausgangspunkt des Projekts ist die Grundannahme, dass die fortlaufende Verhandlung unterschiedlicher Eigentumskonzeptionen im Allgemeinen, vor allem aber das grundlegenden Spannungsverhältnis zwischen antagonistischen Vorstellungen im Bezug auf Land als Eigentum die Literatur und Kultur der U.S.A. entscheidend geprägt haben und immer noch prägen; konkurrierende Eigentumsgeschichten sind in fundamentaler Weise ebenso konstitutive wie formative Grundnarrative der U.S.-amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Das Projekt nimmt dabei die "Vorgeschichte" und die "Wirkungsgeschichte" eines entscheidenden Moments in der Auseinandersetzung zwischen nationaler Souveränität und indigener Selbstbestimmung in den Blick, nämlich die Triade von Grundsatzentscheidungen des Supreme Courts, die sogenannte "Marshall Trilogy" (1832-32), sowie die darauf folgende Politik des Indian Removal während der Amtszeit Andrew Jacksons und in den anschließenden Dekaden. Das Forschungsinteresse richtet sich auf Erzählungen, in denen die Legitimität von Land als Eigentum konzeptualisiert und verhandelt wurden und werden. Konkret geht es um die Frage nach der narrativen Konzeptualisierung von Geschichte als 'Eigentumsgeschichte', die gerade im Bezug auf Land sowohl auf der Seite der anglo-amerikanischen Siedler wie auch auf Seiten der indigenen Bevölkerung eine essentielle Rolle spielen. Die interdisziplinäre Untersuchung führt Forschungsstände und -ergebnisse aus unterschiedlichen Feldern zusammen, aus der amerikanistischen Literatur- und Kulturwissenschaft, den Native Studies, ebenso wie aus der Rechtsgeschichte und allgemein der Eigentumsforschung. Synchrone und diachrone Dimensionen der Eigentumsverhandlung werden durch die enge Passung zwei aufeinander ausgerichteter Einzelstudien untersucht, die einerseits die Herausbildung spezifischer Formen der narrativen Konzeptualisierung herausarbeitet: "Imagination an Entitlement: State Histories and the Historical Novel in the U.S. 1763-1830", andererseits die Fortführung, aber auch kritische Transformation und Revision dieser Formen als 'Gegen'-Geschichten bis in die Gegenwart verfolgt: "From Removal to Indigenism: Property Discourses in Native American Removal Literature".

Projektlaufzeit

  • 15.03.2016 - 30.10.2020

Verbund/Partnerorganisation

  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; University of California, Berkeley

Ergebniszusammenfassung

  • Das Projekt untersuchte zentrale Erzählungen und narrative Formen in der U.S.-amerikanischen Kultur, in denen Land als Eigentum legitimiert, beansprucht, verhandelt, aber auch in Frage gestellt wird. In der Selbstwahrnehmung der sich formierenden anglo-amerikanischen Siedlerkultur seit dem 17. Jahrhundert waren die territoriale und materielle Aneignung von Land und seine produktive Kultivierung zentrale Elemente der politischen und moralischen Legitimation des kolonialen Projekts vor allem gegenüber den Ansprüchen anderer Kolonialmächte auf der einen, und gegenüber den Eigentumsrechten und -ansprüchen indigener Gemeinschaften auf der anderen Seite. Ein Schwerpunkt des Projekts lag auf daher auf jenen Eigentumserzählungen, die im Zusammenhang der Legitimation des sogenannten Indian Removals betrachtet werden müssen, also der erzwungenen Umsiedlung und Vertreibung indigener Stämme, die 1830 zu einer zentralen Strategie auch der nationalen Politik der USA wurde. Das Projekt versuchte, in einer historisch komplementären Sicht in zwei Teilprojekten sowohl jene Eigentumserzählungen der anglo-amerikanischen Siedlerkultur in den Blick zu nehmen, durch welche die Aneignung indigener Lebensräume vorbereitet und legitimiert wurden, als auch die Gegenerzählungen der betroffenen Stämme und Gemeinschaften in den Blick zu nehmen, die seit dem 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart auf diese grundlegende Enteignung von Land reagierten und immer noch reagieren. Gegenstand der komplementären historischen Untersuchung waren dabei sowohl Rechtstexte, literarische Texte wie auch historiographische Texte, welche nicht nur im unmittelbaren Bezug zum historischen Ereignis des Indian Removals selbst standen, sondern entweder vorgreifend oder in Reaktion auf die Vertreibung und Enteignung nativer Gemeinschaften verfasst wurden und gelesen werden können. Das Projekt konnte auf Grundlage dieser ebenso innovativen wie effektiven Konvergenz der Teilprojekte aufweisen, wie nachhaltig und resonant Land als Eigentum in der U.S.-amerikanischen Gesellschaft und Kultur (weiter-) erzählt wurde und wird und immer noch als grundlegendes konstitutives Narrativ verstanden und auch hinterfragt wird. Die U.S-amerikanische Kultur hat eine besondere Beziehung zu Land als Eigentum, die sich in vielfältiger Weise und in unterschiedlichsten Diskursen realisiert - und die vor allem im Vergleich mit europäischen Eigentumserzählungen weiter untersucht werden könnte und sollte.

Schlagwörter

  • Afrikabezogene Wissenschaften
  • Amerikabezogene Wissenschaften
  • Amerikanische Literaturen
  • Europäische Literaturen
  • Ozeanienbezogene Wissenschaften

Fach

Finanzierung durch

Bewilligungssumme

  • 91.211,03 €
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