Bildgeschichten im Klassenzimmer. Können Comics bei der Diversität und Integration helfen?
- 17.11.2017
- Comics: Einige denken bei diesem Wort an die Bildgeschichten von Max und Moritz, andere an Asterix, und wieder andere an amerikanische Superheldenfiguren. Comics gibt es in unterschiedlichen Formaten, zum Beispiel als Zeitungsstrip, als Comicheft, als Web- oder Hypercomic oder als „graphic novel“ – das ist eine Langform des graphischen Erzählens, die sich üblicherweise an ältere Leser richtet. Der thematischen und ästhetischen Vielfalt von Comics sind keine Grenzen gesetzt. Seit den 1980er Jahren sind Comics zusehends in den Fokus der allgemeinen Didaktiken und der verschiedenen Fachdisziplinen der Geisteswissenschaften gerückt. Heutzutage gelten Comics als eigenständige Lern- und Untersuchungsgegenstände und sind fester Bestandteil im Klassenzimmer in allen Jahrgangsstufen und in den Seminarräumen der Hochschulen. Das Lehren und Lernen von, mit und durch Comics umfasst zahlreiche Aspekte, die nicht nur im öffentlichen Diskurs behandelt, sondern auch auf Wissenschaftstagungen, in Fachzeitschriften und in Buchpublikationen diskutiert werden. Die Frage, ob Comics bei der Aufklärungsarbeit zu Diversität und Integration helfen können, muss mit einem einfachen „Ja“ beantwortet werden – so wie es auch andere Medien wie zum Beispiel Filme können. Im Hinblick auf Integration wird auf Arbeiten wie das kollaborative Online-Projekt „Bildkorrektur – Bilder Gegen Bürgerängste“ oder „Comic Culture Clash – in 20 Konflikten um die Welt“ (von Moga Mobo) hingewiesen. Zum Stichwort Integration seien kurz zwei Forschungsfelder erwähnt, und zwar zum einen der Bereich der sogenannten Graphic Medicine und zum anderen die „Disability Studies“. Die Graphic Medicine ist nicht nur ein Arbeitsgebiet der Comicforschung, auf dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Darstellbarkeit und Kommunizierbarkeit von Krankheiten und den Einsatz von Comics in der medizinischen Ausbildung erörtern, sondern auch eine Comicpraxis. In graphischen Erzählungen werden in (auto)-biographischer, fiktionaler oder nicht-fiktionaler Weise medizinische Themen verhandelt. Es geht also um die Interaktion von Comics und Gesundheit und auch um die Frage nach den Unterrichts- und Lernmöglichkeiten zu Erkrankungen und zum Kranksein mithilfe von graphischen Erzählungen. Auf dem Gebiet der Disability Studies – das ist eine Fachdisziplin, die „Behinderung“ als soziale, historische und kulturelle Konstruktion begreift und unter anderem Themen wie die Gleichstellung und Selbstbestimmung behinderter Menschen transnational und interkulturell behandelt – ist zunehmend Literatur mit Blick auf visuell-verbale Verhandlungen von körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen in Comics und das Lernen über solche Themen mithilfe von Comics zu vermerken. Beispiele zeigen, dass Comics als produktive Ressourcen bei Fragen zu Differenzerfahrung fungieren können. Comics sind eben nicht nur „komisch“. Sie können unterhaltsam sein und erzieherisch wirken, und sie können zur Informationsvermittlung in verschiedenen Kontexten und in der Wissensförderung eingesetzt werden.