Finanzmärkte außer Kontrolle.
Was bleibt von unserer Altersvorsorge?
- 07.11.2008
- Die internationale Finanzkrise wirkt sich in unterschiedlichem Ausmaß auf die drei Säulen der Altersvorsorge aus: Nicht unmittelbar betroffen ist die gesetzliche Rentenversicherung, die im Umlageverfahren finanziert wird. Da die laufenden Ausgaben aus den Beitragseinnahmen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (und ergänzend aus allgemeinen Steuermitteln) bestritten werden, gibt es keine Kapitaldeckung, die dramatisch an Wert verlieren könnte. Außerdem hängt die Höhe der Rentenansprüche von den individuell geleisteten Beiträgen ab. Eine tiefe ökonomische Krise würde allerdings mittelbar auch die künftigen Rentner treffen, da sinkende Beitragseinnahmen längerfristig zu noch stärkeren Leistungskürzungen führen würden, als angesichts der tickenden Zeitbombe der demographischen Entwicklung ohnehin schon zu erwarten sind. Einschränkungen oder gar der Verzicht auf eine private Altersvorsorge sind daher keine Option. Der wichtigste Bestandteil der privaten Altersvorsorge sind kapitalbildende Lebensversicherungsverträge. Die meisten Produkte sehen eine gewisse garantierte Mindestverzinsung vor, hinzu kommt eine in ihrer Höhe ungewisse Überschussbeteiligung an den von der Versicherung erwirtschafteten Erträgen. Deren Höhe und damit die Gesamtleistung am Ende der Vertragslaufzeit dürfte in nächster Zeit als Folge der Finanzkrise sinken, allerdings nicht dramatisch, da die Lebensversicherer nur eine relativ geringe Quote ihres Vermögens in Aktien angelegt haben. Bei anderen Produkten wie fondsgebundenen Verträgen schlägt dagegen das Verlustrisiko (ebenso wie bei direkten privaten Kapitalanlagen) voll auf den Versicherten durch. Das Insolvenzrisiko deutscher Lebensversicherer erscheint im Hinblick auf die konservative Anlagepolitik (Aktienanteil unter 10 Prozent) und die von der Branche bereit gehaltene Auffanggesellschaft "Protektor" gering. Die dritte Säule der Altersvorsorge stellen Betriebsrenten dar. Ein großer Teil wird von den Unternehmen mit Rückstellungen finanziert, im Falle der Zahlungsunfähigkeit springt der Pensions-Sicherungsverein ein, der von der deutschen Wirtschaft im Umlageverfahren finanziert wird. Ein anderer Teil der Vorsorgeverträge folgt dem Prinzip der Lebensversicherung und bietet daher das gleiche Maß an Sicherheit und Risiko. Fazit: Auch wenn es absolute Sicherheit nicht geben kann, sind die Anlagen der Versicherer und Pensionsfonds solide und weisen hinreichende Risikopuffer auf. Eine Kündigung von langfristigen Verträgen, die mit hohen Kosten verbunden wäre, ist nicht angezeigt. Für ganz Mutige birgt die aktuelle Krise auf mittlere bis längere Sicht vielleicht sogar besondere Chancen, ist doch bei einem Erwerb von Kapitalanlagen vor dem 31.12.2008 auf künftige Kursgewinne nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist keine Abschlagsteuer zu zahlen.